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Kommentar

Wie viele Frauen sitzen im Vorstand?

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 03.02.2023 - 13:03

Lassen Sie mich einen Blick auf die obersten Führungsriegen der beiden größten österreichischen Marktteilnehmer werfen. Der fünfköpfige Spar-Vorstand setzt sich aktuell aus Fritz Poppmeier, Hans K. Reisch, Paul Klotz, Marcus Wild und Markus Kaser zusammen. Im vierköpfigen Rewe-Vorstand in Wiener Neudorf sitzen Marcel Haraszti, Christoph Matschke, Michael Jäger und Espen B. Larsen. Die Antwort auf meine Eingangsfrage lautet: null.

Dazu passt auch eine Erhebung des sogenannten Mixed Leadership Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY: Der Anteil der weiblichen Vorstandsmitglieder der im Wiener Börse Index gelisteten österreichischen Unternehmen liegt aktuell bei neun Prozent. In den besagten Führungsgremien sind 171 Männer und 17 Frauen. Gut, das ist immer noch eine extrem ungerechte Verteilung, aber der Frauenanteil ist zumindest höher als null.

Ich höre die Einwände schon: In der zweiten Reihe finden sich doch genug fähige Managerinnen, wird eilfertig gesagt. Ja, das stimmt sicher, aber man muss sich schon fragen, warum es diese fähigen Frauen nicht oder nur selten in die erste Reihe schaffen. Doch nicht etwa, weil die Männer ganz oben dann doch lieber unter sich bleiben wollen, oder?

Das ärgerlichste Scheinargument gegen eine Frauenquote auf Vorstandsebene ist übrigens folgendes: Die Qualifikation und nicht das Geschlecht sollte entscheiden. In einer Welt, in der die wichtigste Voraussetzung für einen Top-Job offenbar immer noch ein Y-Chromosom ist, ist so eine Aussage im besten Fall unüberlegt, im schlechtesten Fall blanker Zynismus.

Die einzige vernünftige Lehre aus der Misere ist folgende: Ohne Zwang wird gar nichts passieren. An einer verpflichtenden Quote bei Führungspositionen führt kein Weg vorbei. Der Gesetzgeber ist jetzt am Zug.