KEYACCOUNT 04/2021 | EDITORIAL

Braucht es eine Quote?

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 08.03.2021 - 12:53
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© Theresa Wey

Am Montag war Weltfrauentag. Mit der Bestellung von Gabriela Maria Straka in die Geschäftsführung der Brau Union hat das Thema Gleichberechtigung in der österreichischen Markenartikelindustrie und im Lebensmittelhandel neuen Auftrieb bekommen. 100 Jahre hat es gedauert, bis es eine Frau beim größten Bierbrauer des Landes in die Chefetage geschafft hat. Das ist eigentlich unglaublich, aber trotzdem wahr. Straka hat mit Kompetenz, mit Leistung und mit großem Einsatz die gläserne Decke durchstoßen. Sie hat gezeigt, dass auch die letzten Bastionen der reinen Männerwirtschaft fallen können. Christiane Wenckheim hat es ihr einst bei Ottakringer vorgemacht. Straka, die nicht aus einer Eigentümer-Familie stammt, wird nun als zweite Frau die Geschicke eines großen österreichischen Brauunternehmens auf oberster Ebene entscheidend mitgestalten. Das ist die gute Nachricht.

Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht. Nämlich jene, dass Frauen in Führungspositionen in Österreich immer noch dramatisch unterrepräsentiert sind. Erst vor wenigen Wochen präsentierte Lidl Österreich seine neue Führungsmannschaft: sechs Männer, null Frauen. Ein ähnliches Bild bei Rewe und Spar: Im Vorstand der beiden Unternehmen sitzen jeweils fünf Männer und null Frauen.

Das ist kein Zufall. Die Branche hat ein echtes Problem – und zwar nicht erst seit heute. Ich höre die (männlichen) Einwände schon: In der zweiten Reihe kommen eh immer mehr Frauen zum Zug. Ja, das mag stimmen, aber bis in die erste Reihe schaffen sie es dann doch nicht oder viel zu selten. Und das hat strukturelle Gründe. Darum wird man um eine Quotendiskussion bei Führungspositionen nicht herumkommen. Ohne Druck passiert nämlich in Sachen Gleichberechtigung viel zu wenig.