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Kommentar

Ein dorniger Pfad für Amazon

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 17.05.2018 - 12:00

Was wurde damals nicht alles geschrieben! Vor allem Tageszeitungen und Magazine malten den Teufel an die Wand und versuchten lustvoll, das vermeintliche Ende des stationären LEH herbeizuschreiben. KEYaccount begegnete der Amazon-Offensive schon damals mit einer gewissen Skepsis. Meine Kommentare zu diesem Thema kann man in den 2017er-Ausgaben gerne nachlesen. Mit meinen Vorbehalten war ich nicht allein. Auch Peter Schnedlitz, der bekannte Wirtschafts-Professor der WU Wien, kritisierte die übertriebenen Wachstumsphantasien, die allzu naive Optimisten in den Online-LEH im Allgemeinen und in Amazon fresh im Speziellen hineinprojiziert hatten. 

Tatsächlich ist der Erfolg von Amazon fresh in Deutschland nach dem ersten Jahr relativ überschaubar. Von einem landesweiten Roll-out ist der US-Riese noch weit entfernt. Und aus gut informierten Kreisen hört man, dass die von der Industrie bestellten Mengen immer noch relativ überschaubar seien. Mit der Bio-Kette Basic hat sich zu Jahresbeginn zudem der erste prominente Partner von Amazon fresh abgewendet. Offenbar standen die Mengen, die der Bio-Händler über Amazon fresh absetzen konnte, nicht in Relation zum dafür nötigen logistischen Aufwand. 

Und es kommt noch schlimmer: Der deutsche Handelsverband HDE veröffentlichte zuletzt Zahlen, die eine deutliche Sprache sprechen. Demnach wuchs der Online-LEH im  Vorjahr schwächer als im Jahr 2016. Vorsichtig formuliert könnte man sagen: Entscheidende Impulse für den Markt konnte der Start von fresh im Jahr 2017 also nicht liefern. Eher im Gegenteil. Heißt das nun, dass Amazon fresh in Deutschland gescheitert ist? Nein, das heißt es nicht. Aber eines hat das erste Jahr von Amazon fresh gezeigt: Die Straße zum Erfolg im Online-Geschäft mit Lebensmitteln ist selbst für einen sonst so erfolgsverwöhnten US-Giganten wie Amazon ein dorniger Pfad.