Flying honey bee collecting bee pollen from apple blossom. Bee collecting honey. © Shutterstock
Kürzlich – ich war gerade auf dem Weg zu meinem Auto – hielt mich ein aufgeregter junger Mann auf einem Fahrrad auf und fragte mich, ob ich seine Bienen gesehen hätte. Erst machte ich mir Sorgen um den Gesundheitszustand des armen Burschen und antwortete vorsichtig, dass bestimmt die eine oder andere Biene an mir vorbei geflogen wäre, doch dann klärte er mich auf: Er sei Hobbyimker und betreibe in seinem Garten einen kleinen Bienenstock. Die Bienenkönigin sei ausgebüxt und das Volk gleich mit ihr. Nun sei er verzweifelt auf der Suche nach der Chefin, um sie und ihre Untertanen wieder in den heimischen Garten zu locken.
Auch wenn ich ihm nicht helfen konnte, mein Interesse war geweckt. Eine erste Recherche ergab, dass es in den Städten dieser Welt tatsächlich einen Trend zu beobachten gibt, der sich ungebrochener Beliebtheit erfreut, nämlich Bienenstöcke mitten in der Stadt zu hegen und zu pflegen. Wien ist da keine Ausnahme und so stehen die belebten Kästen auf so berühmten Gebäuden wie der Staatsoper, dem Rathaus oder dem Burgtheater, aber ebenso in privaten Gärten, auf Balkonen und Terrassen. Fast 5.500 Völker mit mehr als 200 Millionen Honigbienen leben verteilt über das Wiener Stadtgebiet und werden hauptsächlich von Hobbyimkern, denen der Erhalt der kleinen Sumsis am Herzen liegt, liebevoll betreut.
Bienchen, summ herum
Füchse sind schlau, Gänse sind dumm und Bienen sind fleißig – das weiß doch jedes Kind. Im Fall der gelb-schwarz gestreiften Insekten stimmt es aber tatsächlich (den faulen Willi einmal ausgenommen). Immerhin sechs Millionen Blüten (!) muss eine Biene für einen einzigen Kilogramm Honig besuchen.
Und hier gleich noch ein paar rot-weiß-rote Zahlen: In Österreich werden pro Jahr zwischen 4.000 und 5.000 Tonnen Honig produziert – je nachdem, ob es ein gutes Honigjahr ist oder nicht. Der heimische Pro-Kopf-Verzehr liegt bei durchschnittlich 1,2 Kilogramm pro Jahr. Der Selbstversorgungsgrad Österreichs liegt somit bei rund 50 Prozent, der Rest wird aus anderen EU-Staaten, Mittelamerika, der Ukraine oder China importiert. Das Problem an Nicht-EU-Honig: Oft entspricht er nicht unseren Qualitätsstandards, er ist entweder verfälscht oder mit Zuckersirup gestreckt. Doch laut einer Studie der Biene Österreich nimmt im Lebensmittelhandel der Marktanteil an inländischem Honig stark zu. Außerdem greifen die Konsumenten verstärkt zu Bio-Honig – laut aktuellem Marktcheck haben immerhin 17 Prozent des Honigs in den heimischen Supermärkten Bio-Qualität.
Das große Honigschlecken
Kommen wir nun zum Schluss zu unserer großen Honig-Verkostung, dessen Ergebnisse Sie auf diesen Seiten finden. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Qualität der eingereichten Produkte hervorragend war. Begeistert hat uns auch die enorme Vielfalt und die erkennbaren Unterschiede der verschiedenen Sorten. Den Blüten- und Honigtau- Honigen entstiegen bereits beim Öffnen intensive florale Noten, die sich auch am Gaumen bestätigten. Die Cremehonige bestachen vor allem durch ihre samtige Konsistenz und die Gruppe der „besonderen Honige“ begeisterte durch kreative Beigaben wie Mohn, Himbeeren oder Schokolade, aber auch Chili oder Ingwer. Honig ist eben nicht gleich Honig und nach der Verkostung hatten alle Teilnehmer ihren ganz persönlichen Favoriten entdeckt und ließen sich liebend gerne etwas Honig um den Mund schmieren …
DIE VERKOSTUNG
Für die Verkostung haben wir Produzenten gebeten, ihre Produkte bei uns einzureichen. Dieser Aufforderung sind zahlreiche Hersteller gefolgt: 49 Gläschen türmten sich in unserer Redaktion und wurden schließlich in einer Blindverkostung auf Optik, Geruch und Geschmack getestet und mit maximal fünf Sternen bewertet.
Die Jury
Angelika Kraft (Verkostungsleiterin): Redakteurin AV-Medien, Sommelière, Diplom-Kaffeesommelière
Elisabeth Cvach: HLF-Absolventin
Irmgard Hehn: Honig-Liebhaberin
Erich Schöller: Sommelier, Sparkling Wine-Sommelier und Diplom-Biersommelier
Johanna Wiktorin: Genießerin
Mario Witti: Diplom-Kaffeesommelier
Elke Zellinger: Lebensmittelproduzentin
Die Ergebnisse der Honig-Verkostung lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von KEYaccount (Ausgabe 16/2021).
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