schwerpunkt: Essig, Öl, Sauergemüse

Gute Geschäfte in sauren Zeiten

Ein Artikel von Johannes Lau | 10.03.2021 - 06:00

Bedingt durch die Ausgangsbeschränkungen standen 2020 viele wieder mehr am eigenen Herd. Und davon haben auch die Produzenten von Speiseöl profitiert, wenn man die reinen Zahlen betrachtet: So hat zum Beispiel VFI im vergangenen Geschäftsjahr (Oktober 2019 bis Oktober 2020) einen Umsatz von 198 Millionen Euro erzielt und sich damit um 7,4 Prozent gegenüber dem vorherigen Bilanzzeitraum verbessert. Als Bestseller erwiesen sich dabei vor allem die etablierten Marken des Hauses, berichtet Geschäftsführer Wolfgang Ahammer: „Kronenöl hatte die stärksten Zuwächse. Und Bona profitierte vom Kochboom ganz besonders. Offensichtlich ist in Zeiten der Verunsicherung Markenvertrauen besonders wichtig. VFI konnte weitere Mengenzuwächse im Export erzielen, vor allem bei Spezialölen für die Herstellung von Lebensmitteln.“ Wie geschmiert lief es aber trotzdem auch für VFI nicht: „Die Absätze 2020 waren im Einzelhandel sehr gut. Im Gegenzug ist natürlich die lange Sperre der Hotels und Restaurants in den Absätzen im Gas­tronomiesektor spürbar. Für VFI war 2020 wie für die meisten Unternehmen ein ganz besonderes Jahr. Einerseits hat die Pandemie die Konsumgewohnheiten extrem verändert und dadurch die Absätze beeinflusst, andererseits haben massiv gestiegene Rohstoffpreise auch die Produktpreise unter Druck gebracht.“ So haben schlechte Ernteergebnisse bei Sonnenblumensaaten und anderen Ölfrüchten die Preise im letzten Jahr angetrieben. Auch die zunehmende Nutzung von pflanzlichen Ölen als nachwachsende Energieträger erhöhe die Nachfrage weltweit und lasse die Preise steigen. „Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzt und die Preise von Grundnahrungsmitteln auf einem höheren Niveau als in den Vorjahren halten wird.“

Die Absätze 2020 waren im Einzelhandel sehr gut. Im Gegenzug ist natürlich die lange Sperre der Hotels und Restaurants in den Absätzen im Gastronomiesektor spürbar.


Wolfgang Ahammer, VFI

Vertraute Marken

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© kaband / shutterstock.com

Gute Zahlen schrieb auch Mitbewerber VOG – vor allem dank seines Flaggschiffs: „Rapso konnte im Jahr 2020 seine Position als stärkstes Öleinzelprodukt im österreichischen Lebensmittelhandel mit einem Marktanteil von neun Prozent halten“, freut sich Vorstandsvorsitzender Walter Holzner. Die Anbaufläche für Rapso-Produkte wurde für die Ernte 2021 von 6.500 Hektar auf circa 9.000 Hektar erweitert. Das Wachstum liegt auch daran, dass sich in Deutschland, Rapsos größtem Abnehmer im Ausland, die Marke immer größerer Beliebtheit erfreut: Hier komme man inzwischen auf einen Marktanteil von 3,56 Prozent – damit belege man bei den Öleinzelprodukten bereits den zweiten Platz. Der Export ist für die VOG ohnehin ein enorm wichtiges Geschäft: 2020 wurden rund 16 Millionen Standardeinheiten, ergo 750-Milliliter-Flaschen, verkauft – circa 75 Prozent davon überquerten die Grenze. Im Handel den Einbruch in der Gastronomie zu kompensieren, das hat man auch im Essig-Segment erlebt, wie Jürgen Brettschneider, Geschäftsführer von Mautner Markhof, vorrechnet: „Wir konnten die coronabedingten Rückgänge aus dem Food-Service-Geschäft, das 30 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht, gut kompensieren. Der LEH wuchs um zehn Prozent und der Export um 30 Prozent. 2020 war ein schwieriges, aber dennoch erfolgreiches Jahr. Laut NielsenIQ haben wir letztes Jahr in der Kategorie Essig eine Umsatzsteigerung von rund elf Prozent verzeichnet. Insgesamt haben wir ein Umsatzplus von acht Prozent auf 59 Millionen Euro verzeichnet.“

Brettschneider erwartet aber, dass sich die Extreme in beiden Geschäftsbereichen bald einrenken werden: „Das Geschäft im LEH wird sich wieder relativieren, dafür wird aber das Gastronomiegeschäft hoffentlich wieder steigen.“ Bis es aber so weit ist, versorgen sich die Konsumenten erstmal weiter im Handel. Auch Mautner Markhof profitiere hier davon, dass man sich bei den Kunden nicht mehr groß vorstellen müsse: „Wir merken, dass der Konsument in der Krise auf die Marke vertraut.“ Ohnehin müsse man sich auch angesichts der vielen Eigenmarkenprodukte im Essigsegment von der Konkurrenz absetzen: „Als Marktführer ist es für uns daher wichtig, nicht nur durch unsere Qualität, sondern auch durch Innovationen stets in den Köpfen unserer Konsumentinnen und Konsumenten zu sein.“ Neue Wege habe man daher 2020 betreten, indem ein Vinegar Tonic gelauncht wurde, welches als Erfrischungsgetränk oder als Cocktailzutat verwendet werden kann. So macht sauer möglicherweise tatsächlich lustig.

Ungebremste Trends

Denn traditionell wird Essig schließlich anders eingesetzt, zum Beispiel um Sauergemüse einzulegen. Solche Produkte sind bei Felix von Anfang dabei – bis heute mit Erfolg, berichtet Senior Product Group Managerin Elisabeth Gruber: „Gurken und Salate sind seit der Firmengründung im Jahre 1959 fixer Bestandteil des Produktportfolios. Auch 2020 gab es eine hohe Nachfrage.“ Das liege zum einen daran, dass diese Produkte aktuelle Kundenwünsche bedienen: „Ungebremst sind die Trends zu Convenience, Regionalität und bewusster Ernährung, welchen Felix bereits seit Jahren nachkommt.“ Die handgepflückten Gurken kämen erntefrisch von österreichischen Feldern ins Glas und seien frei von Konservierungsstoffen, Gluten und Laktose. Zudem könne man auch immer wieder mit Innovationen bei den Konsumenten punkten – zuletzt etwa mit einem leichter zu öffnenden Glasverschluss. Aber auch an Mattersburg ging die Pandemie nicht spurlos vorbei: „Die Ereignisse in Verbindung mit Covid haben sowohl unsere Lieferanten als auch uns vor Herausforderungen gestellt. Zum einen galt es die Warenversorgung sicherzustellen, was dank des überragenden Einsatzes aller Mitarbeiter bewältigt werden konnte. Zum anderen sind die Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette gestiegen.“

Es kann der gesamten Versorgungskette nicht zugemutet werden, alle angefallenen Kosten einfach so zu übernehmen, ohne diese zumindest teilweise weiterzugeben. Das würde die Sicherheit der österreichischen Supply Chain nachhaltig schädigen.


Klaus Hraby, Efko

Auch in Eferding, wo Efko sitzt, ist man mit dem vergangenen Geschäftsjahr zufrieden. „Wir haben 2020 einen Umsatz von 155,4 Millionen Euro erreicht, das bedeutet einen Zuwachs um 3,5 Prozent im Vergleich zu 2019“, gibt Geschäftsführer Klaus Hraby Auskunft. „Abgesehen von Vitana, die nach wie vor unter dem weitgehenden Wegfall der Gastronomie leidet, konnten alle anderen Unternehmen die anfänglichen Umsatzrückgänge gut ausgleichen und wir sind zufrieden.“ Das habe man aber nicht automatisch geschafft, sondern indem man schnell die neuen Gegebenheiten angenommen hat: „In der gesamten Gruppe mussten wir mit höchster Flexibilität lernen, uns an die neuen Erfordernisse in vielen Bereichen anzupassen – angefangen von noch verschärfteren Hygienerichtlinien bis hin zum geänderten Einkaufsverhalten unserer Kunden. Letzteres stellte uns vor große Produktions- und Lieferengpässe.“ Die Pandemie habe somit auch gezeigt, wie wichtig die Sicherstellung der Grundversorgung sei: „Die Absicherung heimischer Rohstoffe ist ein Riesenthema für uns. Wir werden uns in der strategischen Rohstoffbeschaffung daher auch personell verstärken.“
Es habe sich nämlich ein grundsätzliches Problem 2020 durch die Einreisebeschränkungen für Erntehelfer nochmals verschärft: der beständige Personalmangel. Durch Sondergenehmigungen und verschiedene Initiativen konnte zumindest der Großteil der Ernte für die Produktion vom Feld geholt werden. Eine weitere Herausforderung im Corona-Jahr seien die angefallenen Sonderkosten gewesen: Die Vertragslandwirte wurden mit entsprechenden Kostenersätzen über die Vertragspreise hinaus unterstützt. Das machte auch Preisanpassungen notwendig: „Es kann der gesamten Versorgungskette nicht zugemutet werden, alle angefallenen Kosten einfach so zu übernehmen, ohne diese zumindest teilweise weiterzugeben. Das würde die Sicherheit der österreichischen Supply Chain nachhaltig schädigen. Abgesehen davon wird die Versorgungssicherheit mit österreichischen Rohstoffen völlig unterschätzt. Das ist ein Thema, das uns in den nächsten Jahren noch massiv beschäftigen wird.“

Treue Partner

Es sind eben herausfordernde Zeiten, die hat aber auch Staud‘s laut Geschäftsführer Jürgen Hagenauer bislang gut überstanden: „Wir konnten die Verluste in der Gastronomie durch den Lebensmittelhandel kompensieren und das Jahr so mit einem leichten Umsatzplus abschließen.“ Die entsprechenden Organisationsumstellungen habe man schnell und produktiv umgesetzt. Zudem haben sich langjährige Partnerschaften bezahlt gemacht: „Wir haben das Glück, als treue Partner von unseren Lieferanten bevorzugt behandelt zu werden und so trotz wetterbedingter Ernteausfälle ausreichend mit qualitativ hochwertiger Rohware versorgt zu werden – ein schöner Lohn für die jahrzehntelange Kontinuität mit fairen Einkaufspreisen und die Erkenntnis, dass der gegenseitige respektvolle Umgang eben doch seine Früchte trägt. Ob dieses Bewusstsein auch in Zukunft Bestand hat? Hier wird jeder Einzelne von uns gefordert sein, diesen Weg für sich und die Gemeinschaft weiterhin zu gehen.“