Schwerpunkt: Tiefkühlprodukte

In der Krise kaufen Kunden Kühles

Ein Artikel von Johannes Lau | 12.05.2020 - 15:40
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In unsicheren Zeiten legen die Menschen Vorräte an. Das war auch in den vergangenen Wochen – vor allem am Beginn des Shutdowns Mitte März – zu beobachteten, als die Konsumenten die Regale leerräumten. In so einer Phase sind haltbare Produkte gefragt. Wenig überraschend ist es daher, dass Dr. Oetker zuletzt Zuwächse verzeichnete. „Tiefkühlpizzen wurden in den vergangenen Wochen deutlich öfter gekauft“, bilanziert Österreich-Geschäftsführer Manfred Reichmann. Tiefkühlprodukte erfreuten sich gerade großer Beliebtheit, weil viele daheim an zu vielen Fronten gefordert sind, um auch noch lange am Herd zu stehen: „Die sind schnell zubereitet, wenn man zwischen Home-Office, Home-Schooling und Kinderbetreuung weniger Zeit zum ausgiebigen Kochen hat.“

Langsam pendelt sich die Nachfrage wieder ein – auf dem guten Level, auf dem man sich vorher befand: „Wir sind klarer Marktführer im Bereich Tiefkühlpizzen und -snacks und freuen uns sehr, dass wir 2019 unsere Marktanteile teils deutlich ausbauen konnten.“ Der Erfolg falle aber nicht vom Himmel: Das Promotion-Niveau sei in der Kategorie hoch, der Markt sehr gesättigt und die Regalflächen schrumpfen. Die wachsenden Handelsmarken machen das Geschäft daher nicht einfacher: „Die Zunahme von Private-Label-Angeboten intensiviert das Gedränge um die Regalplätze.“ Dennoch ist Reichmann zuversichtlich, auch in diesem Jahr wieder positiv abzuschließen: „Natürlich möchten wir auch 2020 an unser erfolgreiches Vorjahr anknüpfen und haben dafür bereits zahlreiche Maßnahmen eingeleitet.“

Wichtiger Motor trotz Krise

Ein ebenfalls längst etabliertes Unternehmen im Kühlgeschäft ist Iglo, das auch wächst und gedeiht: Laut Martin Kaufmann, Senior Customer Marketing Manager, legte man 2019 um mehr als vier Prozent zu – und stehe daher noch besser da als der Gesamtmarkt (plus 3,4 Prozent). Dabei solle es aber nicht bleiben: „Unser Ziel ist es, dieses erfolgreiche Wachstum weiter fortzusetzen.“ Dazu sei es wichtig, mit Innovationen bei den Kunden zu punkten – daran habe die Krise nichts geändert: „Auch in einer schwierigen Zeit sind Innovationen und Neuheiten ein wichtiger Motor für den Handel. Sie sind einer der Haupttreiber unseres Wachstums und tragen dazu circa zwei Drittel bei.“ So will man bei Iglo heuer Mitte des 2. Quartals eine neue Linie auf den Markt bringen: „Wir arbeiten mit aller Kraft, um die Versorgung mit Iglo-Produkten zu gewährleisten und so halten wir an unserem Plan fest, im Jahr 2020 unsere pflanzenbasierten Fleischalternativprodukte zu launchen.“  Gesunde Ernährung liegt schließlich im Trend und davon profitiere auch Iglo – da 70 Prozent des Gesamtsortiments aus Fisch und Gemüse bestehen.

Auch bei 11er konnte man sich 2019 über gute Ergebnisse freuen. Konkrete Ergebnisse möchte Geschäftsführer Thomas Schwarz noch nicht nennen, aber so viel sei schon verraten: „Das Jahr 2019 war im Hinblick auf den Umsatz das beste in der Geschichte der 11er Gruppe.“ Für 2020 hatte er aber bereits vor Covid-19 einen moderaten Umsatzrückgang erwartet: „Grund dafür war die Preisentwicklung“, erläutert Schwarz. „Nach einem sehr schwachen Erntejahr 2018 stiegen die Preise für unseren Hauptrohstoff, die Kartoffel, stark an, was sich dann in den Verkaufspreisen 2019 widerspiegelte. Diese Preise mussten nach der ,normalen‘ Kartoffelernte 2019 für die Fertigware 2020 teils wieder gesenkt werden.“ Das Coronavirus belastet daher das Kartoffelgeschäft noch zusätzlich: Durch den geringeren Absatz in der Gastronomie herrscht derzeit eine Überversorgung mit Kartoffeln auf dem europäischen Markt – das hat laut Schwarz Folgen: „Die Verarbeitung kann bis zur nächsten Ernte ziemlich sicher nicht mehr aufgeholt werden. Es drohen Rohwaren zu verderben. Knapp wird es vermutlich auch mit den Tiefkühllagerkapazitäten, da viele Hersteller ihre Abnahmeverträge erfüllen müssen.“

Drinnen hui, draußen pfui

Welche Auswirkungen dies auf die Anbauflächen für die kommende Ernte und auf die Preise haben wird, kann man im Moment nur schwer abschätzen. Schwarz denkt, dass sich das Gastronomiegeschäft vermutlich erst im Sommer wieder langsam erholt. Zudem sind viele von 11ers Exportmärkten stark eingebrochen – etwa in Italien. „Die fehlenden Mengen können leider auch nicht mit einem zuletzt höheren Abgang im LEH aufgefangen werden. Wir gehen nicht davon aus, dass im weiteren Jahresverlauf die Mengen in diesem Bereich wieder auf das ursprünglich geplante Niveau steigen werden.“ So rechnet Schwarz damit, dass die zuletzt gestiegene Verkaufsmenge im Handel in den nächsten Wochen zwar höher als normal, aber nicht mehr so hoch wie in der ersten Märzhälfte sein werde. „In Summe wird 2020 ein sehr herausforderndes Jahr für uns bleiben.“ Geplante Neuveröffentlichungen habe man auf unbestimmte Zeit verschoben.

Unilever dagegen hat nach einem laut Österreich-Geschäftsführer Nikolaus Huber „äußerst erfolgreichen Jahr 2019“ heuer bereits wieder einige Neuheiten auf dem Markt eingeführt. Eine Pandemie hatte man dabei aber wie viele nicht auf dem Schirm: „Die Ereignisse rund um Corona haben sich seit Anfang März schier überschlagen und die mit den Ausgangsbeschränkungen verbundenen Hamsterkäufe im Lebensmittelhandel haben uns ein sehr starkes erstes Quartal beschert.“ Die beginnende Eissaison lässt sich die Bevölkerung nämlich auch vom Virus nicht verderben und deckt sich seit ein paar Wochen verstärkt mit Eis ein.

„Wir sind sehr froh, dass wir voll lieferfähig sind und auch alle unsere Außendienste unterstützen den Handel auf der Fläche in der Warenversorgung und Regalbestückung.“Ein Krisenprofiteur ist Unilever deshalb aber nicht: Negative Auswirkungen habe die aktuelle Situation vor allem auf das sogenannte Away-from-Home-Geschäft. Dazu zählen Gastronomie, Hotellerie, Großküchen, Freizeiteinrichtungen und Tankstellen. Die Flinte ins Korn werfen wird Huber deshalb aber nicht: „Es wird abzuwarten sein, wie rasch Österreich wieder in eine neue Normalität zurückkehren kann. Aber grundsätzlich bin ich optimistisch. Das Jahr ist jung und wir haben noch viele Möglichkeiten, zu punkten.“