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© Theresa Wey

Kommentar

Unilevers eiskalte Entscheidung

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 27.03.2024 - 12:25

Nun kündigte Unilever an, sein Eisgeschäft abstoßen zu wollen. Langnese, Eskimo, Magnum, Cremissimo, Ben & Jerry’s und so weiter: Das alles will man loswerden. Die Abspaltung ist die Folge eines Konzernumbaus, mit dem der neue Vorstandschef Hein Schumacher Unilever zu noch mehr Wachstum verhelfen will. Der gebürtige Holländer hatte die Führung von Unilever im vergangenen Jahr nach dem Einstieg des US-Investors Nelson Peltz übernommen.

Die Eissparte, so die Logik des Konzerns, mache nicht genügend Gewinn. Außerdem könne man mit einem Verkauf Jobs streichen. Insgesamt 7.500 von 128.000 Stellen sollen eingespart werden. Hintergrund der Aktion dürfte die globale Konsumzurückhaltung in Folge der Teuerungskrise im Jahr 2023 sein. Außerdem performt die Aktie des Unternehmens schon lange nicht mehr. In den vergangenen fünf Jahren verlor das Papier insgesamt 3,6 Prozent. Kein Wunder, dass die Shareholder langsam unruhig werden. Künftig will das Unternehmen „weniger Dinge machen, diese dafür besser und mit mehr Impact“, wie es in der Aussendung heißt. Diese ist übrigens 7.000 Zeichen lang. Eine detaillierte Analyse des Inhalts erspare ich Ihnen. Es ist vor allem eine Aneinanderreihung von leeren Konzernphrasen aus dem Corporate-PR-Handbuch.

Bitter ist dieser „strategische Schritt“ vor allem auch für die vielen Unilever-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in Österreich, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Eskimo, Magnum, Cornetto und Cremissimo zu einer der erfolgreichsten Marken des Landes entwickelt haben. Als Dankeschön dafür gibt es nun eine große Portion Ungewissheit. Denn wie es nun wirklich weitergeht, weiß niemand. KEYaccount hat natürlich auch bei Unilever Österreich nachgefragt. Dort gab man sich wortkarg. „Kein Kommentar“, hieß es und man verwies auf die internationale Aussendung.

Noch im Jänner hatte Unilever Österreich übrigens Vertreterinnen und Vertreter der Handelsmedien in die Zentrale eingeladen, um mit viel Engagement die Eis-Pläne für 2024 zu präsentieren. Ahnten die Verantwortlichen in Wien da bereits, dass ihnen Ungemach von ganz oben droht? Wir wissen es nicht. Was wir wissen, ist Folgendes: Die Konzern-Entscheidung ist unverständlich – zumindest, wenn man nur das österreichische Geschäft betrachtet. Mir fallen wenige Kategorien ein, in denen hierzulande ein Anbieter das Geschäft derart dominiert wie Unilever die Eissparte. Klar: Iglo kommt einem in den Sinn und – Überraschung! – auch diese Marke gehörte ehemals zu Unilever. Auch Iglo wurde einst aus sogenannten strategischen Gründen veräußert.

Seit 1927 gibt es die Marke Eskimo in Österreich. Seit 1960 gehört sie zum Unilever-Konzern. Österreich ist nur ein kleines Land, Unilever hingegen ein großer Konzern. Dass man als Multi bei globalen, strategischen Entscheidungen nicht alle nationalen Bedürfnisse befriedigen kann, ist klar. Trotzdem darf ich in diesem Zusammenhang eine Frage abschließend in den Raum stellen: Sind national oder regional erfolgreiche Marken in einem Konzernumfeld wirklich immer gut aufgehoben? Die Antwort dürfen Sie sich angesichts der jüngsten Entwicklungen selbst geben.