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Aus der Schaum: Das „Tiroler Helle“ muss vom Markt genommen werden.  © Brau Union

Niederlage

Gericht verbietet Innsbrucker Brau Union-Bier

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 20.09.2022 - 11:43

In der österreichischen Bierbranche hängt der Hausfrieden schon seit geraumer Zeit schief. Im Prinzip ist es ein Kampf David gegen Goliath. Oder besser: viele Davids gegen einen Goliath. Erst im Vorjahr hatten sich diverse Brauereien zu „Verein der Unabhängigen Privatbrauereien Österreichs“ zusammengeschlossen, um dem überlegenen Marktführer Brau Union besser Paroli bieten zu können. Die Brau Union versucht derweil mit regionalen Sorten den unliebsamen, kleineren Wettbewerbern das Wasser – oder besser das Bier –  abzugraben. Nun ist einem der Mitglieder des Vereins, nämlich der Tiroler Brauerei Starkenberg, ein juristischer Achtungserfolg gelungen. Miteigentümer der Starkenberg-Brauerei ist ein „alter“ Widersacher der Brau Union, nämlich Bernhard Prosser, der ehemalige Egger-Geschäftsführer.

Entscheidung eindeutig

Gemeinsam mit der Zillertal Bier Getränkehandel GmbH hatte man die Brau Union wegen der Biermarke Bürgerbräu Innsbruck geklagt. Der Vorwurf: Hier würden Konsumentinnen und Konsumenten bewusst irregeführt, da das Bier nicht in Innsbruck gebraut wird. Tatsächlich wird das Bier zwar in Tirol, aber nicht in Innsbruck gebraut, nämlich in einer kleinen Brauerei in Lienz.  KEYaccount liegt das Berufungsurteil des Oberlandesgerichts Linz vor und es lässt wenig Fragen offen. Das Gericht gibt den Klägern Recht. Mehr noch: Das angebliche Innsbrucker Bier darf so wie bisher nicht mehr verkauft werden. “ Wörtlich heißt es im Urteil: „Die Erstbeklagte (Brau Union Anm.) ist gegenüber der Erstklägerin sowie gegenüber der Zweitklägerin (die 100-Prozent Brau Union-Tocher  Craftvoll GmbH Anm.), schuldig, es ab sofort zu unterlassen, Bier unter der Bezeichnung „Bürgerbräu Innsbruck, insbesondere auch in Verbindung mit dem Innsbrucker Stadtwappen, oder unter Verwendung sonstiger Angaben oder bildlicher Darstellungen, insbesondere in der Aufmachung der Flaschenetiketten, die den Eindruck erwecken, das Bier werde in Innsbruck gebraut, zu bewerben, anzubieten, zu vertreiben und/oder in den Verkehr zu bringen, wenn das Bier tatsächlich nicht in Innsbruck gebraut wird.“

Doppelt bitter für die Brau Union: Das ist nun schon der zweite Fall in kurzer Zeit, in dem der Konzern in Sachen Bierstandort zurückrudern muss. Auch beim sogenannten „Linzer Bier“ gab es zuletzt ein juristisches Nachspiel, bei dem es, um die Frage ging, ob es in Linz gebraut wurde.

Es war einmal in Innsbruck…

Doch zurück nach Innsbruck und in die Vergangenheit: Von 1929 bis in das Jahr 2003 betrieb die Österreichische Brau AG, sozusagen die Ahnin der aktuelle Brau Union, die 1825 gegründete Brauerei „Bürgerbräu Innsbruck“ in Innsbruck. Diese ist seither still gelegt. Noch bis 1967 wurde dort ein Bier der Marke „Bürgerbräu Innsbruck“ hergestellt. Danach wurden dort bis 2003 Biere anderer Marken Brau Union gebraut. Mitte 2021 brachte die Brau Union schließlich unter der Marke „Bürgerbräu Innsbruck“ ein Bier der Sorte „Tiroler Helles“ auf den Markt, das aber in Lienz gebraut wird. Dieses Bier muss nun vom Markt genommen werden. Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet im Zusammenhang mit der Marke „Bürgerbräu Innsbruck“ übrigens auch die Innsbrucker Stadtpolitik. Diese hatte nämlich der Brau Union erlaubt, das Stadtwappen zu verwenden.