HaselHerz

Ein Herz für die Haselnuss

Ein Artikel von Angelika Kraft | 20.10.2021 - 10:41
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© HaselHerz

Die Türkei ist der größte Haselnuss-Exporteur der Welt. Knapp 155.000 Tonnen davon landen jedes Jahr in der EU. Ein bisschen davon verarbeitet Ebru Erkunt seit 2014 zu ihren Nuss- und Schokoladencremen „HaselHerz“. Doch von Anfang an …

Reisemitbringsel aus der Türkei
Ebru Erkunts Eltern stammen aus der Türkei. Bei einem ihrer Familienbesuche kostete Erkunt einen traditionellen Nussaufstrich – und es war Liebe auf den ersten Biss. Weil sie auch daheim in Deutschland nicht mehr auf den einzigartigen Geschmack verzichten wollte, machte sich die Wahlhamburgerin auf die Suche nach einem heimischen Pendant. Ein hoher Anteil an Haselnüssen sowie der Verzicht auf weißen Zucker und Palmöl war ihr Anspruch. Da sie nicht fündig wurde, entschied sie kurzerhand, ihre eigene Creme herzustellen, die noch dazu vegan und bio sein sollte. „Was heute bei einer bewussten Ernährung ganz selbstverständlich und voll im Trend ist, war damals ein Nischenthema. Für mich war es der Ausgangspunkt meiner Gründung“, erinnert sich Erkunt. Bereits fünf Monate später, im Februar 2014, stand sie mit vier eigenen Nusscremen auf der Biofach-Messe in Nürnberg.

Zwei Jobs – ein Kraftakt
Zwei Jahre lang arbeitete die Gründerin neben ihrem Projekt weiterhin Vollzeit als Beraterin in einer Marketingagentur. „Rückblickend war das eine herausfordernde Zeit. Ich kann nicht sagen, woher ich die Kraft genommen habe, den Workload, den HaselHerz mit sich brachte, neben dem Tagesjob zu stemmen“, denkt Erkunt zurück. Anfangs produzierte Erkunt ihre Nuss- und Schokoladencremen noch selbst. Nach Feierabend und am Wochenende stand sie in einer angemieteten Gewerbeküche und fertigte ihre Cremen. 200 Gläser schaffte sie in einer Acht-Stunden-Schicht. Für einen Großauftrag über 3.200 Gläser reiste sogar ihre ganze Familie an, um sie zu unterstützen. „Es war ein Kraftakt, rückblickend aber auch sehr schön. Ich habe daraus gelernt: Wenn es sein muss, geht alles“, sagt Erkunt heute.

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© HaselHerz

Mutprobe Selbstständigkeit
Erst 2017 gab Erkunt ihren Hauptjob auf, um sich voll und ganz ihrem eigenen Unternehmen widmen zu können. Und sie fand einen Produzenten, der ihre Cremen herstellte – zumindest für eine kurze Zeit. Denn plötzlich und ohne Vorwarnung stellte ihr Lieferant die Produktion ein. Dadurch brachen nicht nur die Einnahmen weg, sondern HaselHerz wurde auch aus den Regalen im Einzelhandel ausgelistet, weil keine Ware kam. „Keine Produkte, keine Einnahmen, Listung futsch, Motivation am Tiefpunkt“, denkt Erkunt mit Schaudern zurück. Die sechs Monate Leerlauf ließen sich nur überbrücken, indem sie am Flughafen als Bodenpersonal jobbte. „Rückschläge sind demotivierend, aber wenn man für seinen Traum brennt, kommt die Motivation auch rechtzeitig wieder zurück“, ist Erkunt überzeugt.

Erfolgsstory
2021 konnte Erkunt in der Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ Ralf Dümmel als Partner gewinnen. Für einen Anteil von 25 Prozent stieg der Unternehmer mit einem Investment von 80.000 Euro bei HaselHerz ein. Es folgten eine Sortimentserweiterung und ein neues Preismodell. Mit einem Handelsumsatz von zwei Millionen Euro und einer Produktion von 30.000 Aufstrichen täglich, hat Erkunt heute alles erreicht, was sie sich erträumt hatte. Aktuell umfasst das Sortiment vier Cremen – zwei Nuss- sowie zwei Schokocremen – und zwei vegane Schokoladen. Das Besondere an den Produkten von HaselHerz ist, dass alle Zutaten bio-zertifiziert und glutenfrei sind und kein Palmöl enthalten. Auf raffinierten Zucker wird ebenfalls verzichtet, stattdessen kommen Pekmez, eine Traubenmelasse nach türkischem Rezept, oder Kokosblütenzucker zum Einsatz. Erhältlich sind die Cremen in Österreich unter anderem bei Metro, Denns und Basic. Und natürlich auf www.haselherz.de.