Convenience-Food

Fix und fertig

Ein Artikel von Johannes Lau | 20.10.2021 - 10:39
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A variety of prepackaged food products in plastic boxes. © Shutterstock

Wer in den Lockdown-Phasen in die sozialen Medien schaute, bekam den Eindruck, dass ein allgemeines Kochfieber ausgebrochen wäre: Zahlreiche Food-Selfies aus den eigenen Wänden kündeten davon, dass die ausgangsbeschränkten Menschen zu Hause hauptsächlich damit beschäftigt waren, kulinarische Meisterwerke zu kreieren. Aber wie so häufig sah man auf Facebook und Co. wieder nur die halbe Wahrheit: Wenn man sich nämlich in der Convenience-Branche umhört, wird deutlich, dass sehr wohl auch weiter zu schnell zubereiteten Fertiggerichten gegriffen wurde – offenbar sogar noch mehr als vor der Pandemie. So berichtet Andreas Nentwich, Geschäftsführer von Maresi Austria: „In Zeiten des Lockdowns bekam das Essen zu Hause wieder mehr Bedeutung. Allerdings führten Homeoffice und natürlich vor allem auch Homeschooling dazu, dass weniger Zeit für das Kochen zur Verfügung stand. Dementsprechend wurden Convenience-Produkte sowohl als Fertiggerichte als auch als Kochlösungen stärker nachgefragt.“ Und davon haben auch die entsprechenden Marken im Maresi-Portfolio profitiert: „Durch Corona konnte Maresi in der Kategorie Cooking & Convenience ein stark zweistelliges Wachstum zum Vorjahr erzielen.“ Vor allem mit den Marken Inzersdorfer, Shan`shi und Santa Maria habe man gepunktet. „Die Penetration der Marken ist in Covid-19-Zeiten größer geworden. Bei Inzersdorfer haben wir im letzten Jahr viele neue Konsumenten gewonnen, die sich mittlerweile zu loyalen Stammkäufern entwickelt haben.“

Neben dem klassischen Sortiment – Inzersdorfer Gulasch sowie Chili con Carne sind nach wie vor die Bestseller – sei vor allem das neue Pure-Beef-Sugo-Sortiment ein Erfolg gewesen. Bei der TexMex-Marke Santa Maria war wiederum zuletzt eine neue Listung bei Spar der wesentliche Treiber. Nentwich ist daher zuversichtlich, dass man heuer an den Vorjahreserfolg anschließen könne: „Wir können das Momentum aus dem vergangenen Jahr gut mitnehmen. Vor allem die Bereiche Asia und TexMex haben sich im Laufe von Covid zu starken Umsatzbringern entwickelt.“ Ohnehin wünschen sich die Konsumenten wie eh und je Auswahl und Abwechslung, die man laut Nentwich auch biete: „Mit Inzersdorfer spannen wir einen weiten Bogen von unserer Linie Pure Beef bis zu unseren veganen Soup Bowls.“ Besonders das Asia-Label Shan’shi dagegen erfreut sich schon länger steigender Beliebtheit: Deren Umsatz habe sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. „Ein selbst zubereitetes Wokgericht hat in jungen Haushalten bereits einen ähnlichen Stellenwert wie die beliebten Spaghetti. Wir haben uns als klare Nummer eins in dieser Kategorie etabliert.“

Es gibt Reis!
Und wo ein Wok glüht, da ist Reis nicht weit – davon profitiert eine der bekanntesten Marken in dieser Warengruppe: „Mit unserer beliebten Reismarke Ben’s Original verzeichneten wir im Gesamtjahr 2020 ein deutliches Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, vornehmlich im klassischen LEH“, bilanziert Hendrik de Jong, Geschäftsführer von Mars Austria. „Ben’s Original profitierte besonders stark vom erhöhten Verbrauch an Grundnahrungsmitteln während der Lockdownphase und lag damit über dem durchschnittlichen Kategoriewachstum. Dabei zeigte unser Express-Reis die höchste Wachstumsrate. Nach einer intensiven Phase der Hamster- und Panikkäufe 2020 nähern wir uns schrittweise einer neuen Normalität an. Die neue Freude am Kochen sowie der Bedeutungswandel des Esstisches hin zum Ort der sozialen Begegnung und Geselligkeit werden dabei weiterhin erhalten bleiben.“ Und Mars‘ Marktforschungen haben ergeben, dass der neue Homecooking-Trend tatsächlich gar nicht auf Kosten des Convenience-Bereichs geht: „Im Gegenteil – der Homecooking-Trend begünstigte den Konsum von Express-Reis sogar. So zeigt sich, dass Verbraucherinnen und Verbraucher bei 40 Prozent aller selbst gekochten Mahlzeiten vermehrt nach Express-Zutaten griffen, welche die Zubereitung noch einfacher machen.“ Die meisten Menschen sind dann wohl doch zu bequem, um sich ein Mahl komplett aus frischen Zutaten zuzubereiten. Das immer noch vorherrschende schlechte Image von industriell verarbeiteten Lebensmitteln sei laut de Jong aber überholt: „Unsere Produkte sind frei von künstlichen Farb-, Geschmacks- und Konservierungsstoffen.“ So sieht sich der Mars-Geschäftsführer für die neuen Zeiten gerüstet und hofft, dass sich irgendwann wieder die vorherigen Verhältnisse einstellen: „Die Rückkehr in einen aktiveren Lebensstil und den hektischen Alltag bieten neue Wachstumspotenziale.“ Dementsprechend erweitert man das Sortiment – zuletzt etwa bei Ben’s mit den Produkten „Original Sweet Chili“ und „Curryreis mit Linsen“.

Der Nerv der Zeit
Dass die Convenience-Fans derzeit vermehrt vor dem Regal in den Fernen Osten schweifen, hat man auch bei Nestlé bemerkt: „Asia-Produkte, die schnell und einfach zubereitet werden können, treffen geschmacklich und funktionell einfach den Nerv der Zeit. Wir beobachten, dass speziell unsere Asia-Fertiggerichte stetig wachsen“, erklärt Senior Brand Managerin Tanja Wallner. Auch hier ist man daher bislang gut durch die Krise gekommen: „Man kann sagen, dass 2020 ein gutes Jahr für unsere Food-Marken war – wobei man schon das Ungleichwicht bei Marken mit Einzelhandels- oder Gastronomierelevanz hervorheben muss. Auch 2021 startete mit einem Lockdown, was wiederum zu erhöhtem Konsum daheim geführt hat. Davon haben unsere Food-Marken auch 2021 profitieren können. Wir beobachten, dass sich Homecooking nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Der Liebe zu unseren Convenience-Produkten tut das keinen Abbruch.“ Aber im Convenience-Bereich werden die Käufer ebenfalls anspruchsvoller: „Die Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten nach Natürlichkeit, Transparenz und Nachhaltigkeit werden immer deutlicher. Diese Trends spiegeln sich aber bereits deutlich in unserem Produktangebot wider.“ So werden in Sachen Nachhaltigkeit zunehmend Verpackungen überarbeitet: Die neuen Maggi-Streubouillons sowie die Schnelle-Pfanne-Produkte werden nun in Glasverpackungen ausgeliefert. Zudem stelle man die Fix-Produkte und Suppen sukzessive auf kleinere Beutel um, wodurch mehrere Tonnen Verpackungsmaterial im Jahr eingespart werden. Zudem werden zukünftig alle Beutelprodukte in recyclebarem Monomaterial erscheinen – jedoch seien da noch nicht überall die Strukturen vorhanden, um die Produkte effektiv zu entsorgen: „Leider gibt es nicht in allen Gemeinden die tatsächlichen Voraussetzungen dafür.“

Dabei gehen Convenience und Regionalität immer mehr Hand in Hand: Auch bei Fertigprodukten wünschen sich die Konsumenten vermehrt Erzeugnisse aus der Region: „Regionalität und österreichische Herkunft sind unmittelbare Notwendigkeiten“, sagt Elisabeth Gruber, Senior Product Group Managerin bei Felix. „Gerade Tierwohl und die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Fleisch haben dazu geführt, dass der Konsument wissen möchte, woher das Fleisch kommt. Dabei steht Qualität eben auch zunehmend vor Quantität.“ Somit verarbeite man in Mattersburg ausschließlich Fleisch aus Österreich. Die Kunden goutieren das offenbar: „Wir sind mit der Entwicklung von Felix-Fertiggerichten und Convenience-Produkten im letzten Jahr sehr zufrieden. Unserer Beobachtung nach wurde während der Lockdowns auch verstärkt zu Convenience-Produkten gegriffen. Wenn die ganze Familie im Homeoffice und Homeschooling zu Hause ist, muss oftmals schnell eine warme und gute Mahlzeit auf den Tisch.“

Wachsender Verzicht
Das sieht man bei Unilever – Markeninhaber von Knorr – ähnlich: „Konsumentinnen und Konsumenten fragen vermehrt Produkte nach, die sättigend sind und schnell und einfach zubereitet werden können“, konstatiert Marketingsprecherin Corina Drabek. „Insbesondere die Corona-Krise zeigte auf, dass Konsumentinnen und Konsumenten bekannte Marken bevorzugen, da sie in die Qualität und Expertise der Marken vertrauen. Die Kategorie ist nach wie vor unter Konsumentinnen und Konsumenten sehr beliebt und Knorr ist Marktführer im Trockenfertiggerichte- und Suppensegment. Dies ist unter anderem auch darauf zurückzuführen, dass der Trend in Richtung Convenience zunimmt.“ Ein weiterer Trend, der sich abzeichnet, sei auch bei Convenience-Produkten der wachsende Fleischverzicht: „Der Anteil an Konsumentinnen und Konsumenten, der auf Fleisch verzichtet beziehungsweise reduziert, steigt. Auch der Anteil an Veganerinnen und Veganern wächst.“ Daher habe man im dritten Quartal vorwiegend vegetarische und vegane Varianten gelauncht. Auch das Bewusstsein für nachhaltige Inhaltsstoffe wachse – worauf man mit den „Knorr Echt Natürlich“-Produkten reagiert habe.

Auf natürliche Produkte ist Alnatura bereits von Anfang an seit der Unternehmensgründung 1984 spezialisiert, weshalb man sich über den wachsenden Bewusstseinswandel freue. Die Standortverantwortliche von Alnatura Österreich, Irmgard Schuhmann-Lucny, sagt: „Wir spüren generell an der gestiegenen Nachfrage, dass die Menschen ein großes Interesse an Bio-Lebensmitteln haben und ein Bewusstsein für den klimafreundlichen Einkauf entwickeln. Die Wertschätzung für qualitativ hochwertige Produkte aus nachhaltigem Bio-Anbau nimmt zu. Die Menschen achten wesentlich bewusster auf ihre Ernährung und hier vor allem auf die Qualität der Lebensmittel.“ Und das gelte auch für Convenience-Produkte, die zuletzt bei Alnatura ebenfalls mehr nachgefragt wurden: „Wir konnten feststellen, dass trotz vermehrten Arbeitens und Kochens zu Hause verstärkt zu Convenience-Produkten gegriffen wird, um schnelle Mahlzeiten zuzubereiten.“ Im Blick darauf habe man entsprechende Produkte entwickelt – die „Schnellen Mischungen“: Vorgegarte Zubereitungen aus Getreide und Hülsenfrüchten, die nur noch erwärmt werden müssen. So bekommen nun die traditionellen Fertigprodukte Konkurrenz von Kichererbsen, Bulgur und Quinoa.