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© Hannes Eisenberger

Analyse Marktanteile

Ein Wettrennen gegen die Inflation

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 20.07.2022 - 11:15

Die Preise steigen und steigen. Laut Schnellschätzung der Statistik Austria betrug die Inflationsrate für Juni 8,7 Prozent. Gegenüber dem Vormonat Mai hat die Teuerungsrate damit um einen weiteren Prozentpunkt zugelegt. Das hat natürlich negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. Nach einem sehr guten ersten Quartal folgte im zweiten Quartal der Einbruch. Vor allem für das kommende Jahr sehen die Wirtschaftsforscher schwarz. Die beiden wichtigsten heimischen Institute – das Wifo und das IHS – nahmen sogar ihre Wachstumsprognosen für 2023 deutlich zurück. Im März war das Wifo noch von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Höhe von zwei Prozent ausgegangen. Dieser Wert wurde nun nach unten korrigiert, und zwar auf 1,6 Prozent. Auch das IHS senkte seine Prognose – von 2,3 auf 1,4 Prozent. Für heuer erwartet das Wifo immerhin noch ein Wachstum von 4,3 und das IHS ein Wachstum von 3,8 Prozent. Das sieht auf dem Papier gar nicht mal so schlecht aus. Man muss aber bedenken, dass es sich um Jahresvergleiche handelt und die Wirtschaftsleistung im Jahr 2021 wegen der diversen Corona-Beschränkungen noch arg in Mitleidenschaft gezogen war.

Die Inflation und das Marktvolumen

Doch kehren wir vorerst zurück ins erste Halbjahr 2022. Die dramatische Entwicklung der Inflation korreliert auch mit dem Marktvolumen im LEH. Die von Nielsen­IQ erhobenen Zahlen zeichnen ein klares Bild. Im Jänner lag das Marktvolumen noch um 3,6 Prozent hinter dem Jänner-Wert des Vorjahres. Im Februar war das Marktvolumen gleich wie im Februar 2021. Im März gab es noch ein letztes Minus von 1,2 Prozent. Im April folgte dann mit einem Plus von 0,5 Prozent die Trendwende. Im Mai legte das Marktvolumen im Vergleich zum Mai des Vorjahres um satte 2,8 Prozent zu. Akkumuliert, also von Jänner bis Mai, gibt es damit beim Marktvolumen ein knappes Minus von 0,3 Prozent. Man muss aber kein Prophet sein, um die künftige Richtung vorherzusagen: Getrieben von Preiserhöhungen wird das Marktvolumen in den kommenden Monaten wohl weiter steigen.

Der Marktführer und sein Verfolger

Ein extrem interessantes Bild zeichnen auch die Marktanteile. Denn nach fünf Monaten lässt sich schon eine sehr gute Tendenz ablesen. Und diese Tendenz heißt: Spar zementiert die Marktführerschaft ein. Nach fünf Monaten hält der Branchenprimus einen Marktanteil von 35,9 Prozent. Das sind noch einmal 0,4 Prozentpunkte mehr als nach den ersten fünf Monaten des Vorjahres. Verfolger Rewe kommt laut NielsenIQ auf einen aktuellen Marktanteil von 33,4 Prozent. Im Vorjahr landete Rewe nach fünf Monaten bei 34,1 Prozent. Das bedeutet, dass Rewe im Jahresvergleich 0,7 Prozentpunkte eingebüßt hat. Eine Rückeroberung der Marktführerschaft ist damit zumindest für heuer illusorisch. Nach fünf Monaten trennen den Spitzenreiter und den ersten Verfolger ganze 2,5 Prozentpunkte. Vor einem Jahr hatte der Abstand noch 1,4 Prozentpunkt betragen. Wobei man auch erwähnen muss: Nach den ersten vier Monaten des laufenden Jahres lag der Abstand zwischen Spar und Rewe noch bei 3,1 Prozent.

Interessant ist freilich die Entwicklung der beiden großen Player im Einzelmonat Mai. Hier kommt nämlich Spar auf einen Marktanteil von 34,9 Prozent. Das ist der schwächste Wert, den Spar heuer erreichte. Interessanterweise war für die Tanne der Mai auch im Vorjahr der Monat mit dem niedrigsten Marktanteil. Rewe kam im Mai auf einen Marktanteil von 33,6 Prozent. Das ist ein Zuwachs von 0,1 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahresmonat. Ein Plus von 0,1 Prozent mag auf den ersten Blick nicht spektakulär erscheinen. Aber man darf nicht vergessen, dass im Vorjahr der Mai noch ganz im Zeichen der Billa-Plus-Einführung inklusive einer groß angelegten Preissenkungswelle stand. In Sachen Marktanteile war der Mai 2021 daher ein Monat, in dem Rewe besonders stark performen konnte. Dass man im Mai 2022 noch etwas drauflegen konnte, muss als gutes Zeichen für Rewe gewertet werden.

Diskonter stoppen Talfahrt

Für die Diskonter waren die vergangenen Jahre eine Zeit des Rückschritts. Bei den Marktanteilen mussten immer wieder Rückschläge hingenommen werden. Das Siegerimage schien nachhaltig angekratzt. Doch nach fünf Monaten des laufenden Jahres kann man vorsichtig folgendes Zwischenfazit ziehen: Der Abwärtstrend scheint erstmal gestoppt. Mit einem gemeinsamen Marktanteil von 23,7 Prozent konnten die beiden Billiganbieter den Wert aus dem Vorjahr halten. Auch im Jahr 2021 war das Duo nach fünf Monaten bei einem Marktanteil von 23,7 Prozent gestanden. Und der Trend zeigt weiter nach oben. Im Einzelmonat Mai landeten Hofer und Lidl bei einem Marktanteil von 25,0 Prozent – um 0,1 Prozentpunkte mehr als in der Vorjahresperiode.

MPreis erholt sich

Bei den kleineren Playern gibt es kaum nennenswerte Veränderungen. Markant büßte bei den Marktanteilen in den ersten fünf Monaten gerade mal 0,1 Prozentpunkte ein und hält nun bei drei Prozent. Einzig der Teil, den NielsenIQ als „restlicher LEH“ ausweist, konnte zulegen, und zwar um 0,3 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent. Im „restlichen LEH“ wird aber auch die Tiroler Kette MPreis abgebildet und diese ist besonders stark in den Wintersportgebieten im Westen vertreten. In den ersten Monaten des Jahres 2021 hatte die Kette noch unter dem Corona-bedingten Fernbleiben der Touristinnen und Touristen gelitten. Die Rückkehr zur „touristischen Normalität“ boosterte heuer die Umsätze und damit den Marktanteil des Unternehmens.