Die vergangenen zwölf Monate brachten den Turnaround. Nachdem der LEH bereits in der ersten Jahreshälfte um mehr als fünf Prozent zugelegt hatte, konnte die Branche den Schwung auch in die zweite Jahreshälfte mitnehmen. Freilich: Endgültige Zahlen zum Jahr 2017, etwa von Nielsen, werden frühestens Ende Jänner vorliegen, dennoch kann man jetzt schon sagen: 2017 war das beste LEH-Jahr seit sehr langer Zeit. Das wurde Key Account auch von mehreren Marktforschern hinter vorgehaltener Hand bestätigt. Alle beriefen sich dabei auf vorläufige Jahreszahlen inklusive Ende November. Klar: Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Denn zu Redaktionsschluss war das Weihnachtsgeschäft noch voll im Gange. Und diese Wochen gelten branchenintern als „dritte Jahreshälfte“. Doch alle Indikatoren, etwa die aktuellen Konjunkturdaten, weisen darauf hin, dass sich auch das Weihnachtsgeschäft unterm Strich für den LEH sehr positiv entwickelt hat.
Richtungsweisendes Jahr für die Rewe
Fragt man bei den großen Ketten nach dem Geschäftsverlauf, bekommt man Rückmeldungen, die viel über die Performances der Unternehmen verraten. Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher etwa betont, dass 2017 für den Marktführer ein Jahr der „richtungsweisenden Entscheidungen“ war. So seien im Rahmen eines längerfristigen Übergabeprozesses „ein nahtloser und harmonischer Wechsel an der Unternehmensspitze“ und eine „interne Neustrukturierung im Einkauf“ gelungen, erklärt Pöttschacher. Das werde die Position der Rewe Group als führender heimischer Nahversorger in Zukunft weiter stärken. Zudem seien Standorte in Wiener Neudorf innerhalb der Rewe-Gruppe durch die Integration des europaweiten Diskontgeschäfts weiter aufgewertet worden. Im Zusammenhang mit Billa streicht der Rewe-Sprecher die Eröffnung des ersten österreichischen Zentrallagers für den Online-Handel hervor. „Damit beweist Billa einmal mehr seine Rolle als führender Nahversorger Österreichs.“ Aber auch Merkur war laut dem Unternehmenssprecher erfolgreich: Mit der Eröffnung von sieben neuen Märkten, darunter vier Märkte im Kompakt-Format, sowie sechs Umbauten war 2017 das stärkste Expansionsjahr in der Geschichte des Verbrauchermarktes. Auch bei Penny standen mit acht Neueröffnungen und über 50 Filial-Relaunches alle Zeichen auf Expansion. Trotzdem hatte die Rewe-Group auch alle Hände voll damit zu tun, ihr leck geschlagenes Drogerie-Flaggschiff Bipa auf Kurs zu bringen. Die Arbeit des neuen Dreiervorstandes soll 2018 erste Früchte tragen.
Spar: Plus zehn Prozent im Ausland
Auch beim großen Rewe-Rivalen Spar ist man mit 2017 extrem zufrieden. Spar wuchs ja bereits 2016 stärker als der Mitbewerber aus Wiener Neudorf und dürfte auch heuer ein extrem gutes Endergebnis vorlegen. „Wir sind aus heutiger Sicht sehr zufrieden mit 2017, wir werden das Rekordjahr 2016 nochmals übertreffen“, legt sich Spar-Sprecherin Nicole Berkmann fest. Dies betreffe sowohl das Inlands- als auch das Auslandsgeschäft, konkretisiert Berkmann. „Im Ausland werden wir sogar zehn Prozent über dem Vorjahr abschließen, was vor allem an der erfolgreich verlaufenen Billa-Übernahme in Kroatien liegt“, freut sich die Kommunikationsleiterin des Salzburger Handelskonzerns. Aus österreichischer Sicht war das 2017er-Highlight die kürzlich erfolgte Eröffnung des Interspar-Hypermarktes in Imst in Tirol. „Lange ersehnt, konnten wir so einen weißen Fleck auf der Interspar-Landkarte schließen“, sagt Berkmann. Nun blicke das Unternehmen aber schon in Richtung 2018 und hier vor allem auf die Eröffnung des Interspar-Hypermarktes in Steyr.
Hofer wird erneut Marktanteile gewinnen
Der Diskonter Hofer überraschte die Branche bereits 2016 mit einem ungewöhnlich starken Wachstum. Offenbar dürften Generaldirektor Günther Helm und sein Team auch 2017 nicht gerade auf die Bremse gestiegen sein. Eher im Gegenteil. Das zeigen auch Zahlen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt etwas mit dem Kerngeschäft zu tun haben. Mehr als 700.000 Kunden beim hauseigenen Mobilfunkanbieter HoT etwa, rund 300.000 Bewertungen über die Customer Experience-Plattform „Meine Meinung. Mein Hofer.“ und bereits mehr als 11.000 Mitarbeiter in ganz Österreich. „Der Wachstumskurs von Hofer war 2017 einmal mehr ungebrochen – sowohl in Sachen Beliebtheit und Marktanteil als auch in absoluten Zahlen“, heißt es aus der Konzernzentrale in Sattledt auf Key Account-Anfrage. Insgesamt hat die Kette heuer 15 neue Filialen eröffnet. 26 weitere Standorte wurden modernisiert. Derzeit hält Hofer in Österreich bei knapp 480 Filialen, mehr als 100 davon befinden sich allein in Wien. Zudem betont das Unternehmen, dass es zuletzt bei einer repräsentativen Studie von Marketagent.com gleich dreimal den ersten Platz als Österreichs glaubwürdigste Marke abgestaubt hat – und zwar in den Kategorien Einzelhandel, in der Kategorie Telekom mit HoT und in der Kategorie Bio-Marken mit der Eigenmarke „Zurück zum Ursprung“.
2018: Auf nach Italien!
Nun richtet sich der Hofer-Blick gegen Süden. Denn das nächste Jahr steht ganz im Zeichen der lange angekündigten Italien-Expansion. Nach einer intensiven Vorbereitungszeit wird das Unternehmen 2018 am Stiefel mit den ersten Filialen an den Start gehen. Was natürlich nicht heißt, dass Österreich vernachlässigt wird, wie das Unternehmen beteuert: „Nicht nur im Süden, sondern auch in Österreich führen wir 2018 unseren Filialexpansions- und Modernisierungskurs weiter fort, um die Einkaufswege zu verkürzen und das Shoppingerlebnis für unsere Konsumenten noch attraktiver zu gestalten. Neben innovativen Produktneuheiten und zukunftsweisenden Nachhaltigkeitsprojekten sind noch viele weitere Ideen in der Pipeline“, so eine Sprecherin des Unternehmens.
Lidl wächst weiter
Wer Hofer sagt, muss auch Lidl sagen. Der große Diskont-Widersacher der deutschen Hofer-Mutter Aldi-Süd wächst auch in Österreich ungebrochen weiter. „Lidl Österreich ist nach wie vor auf einem guten Weg. Wir wachsen in allen Bereichen und haben in den vergangenen Monaten eine gute Umsatz-Entwicklung hingelegt. Mit insgesamt neun neuen Standorten und vielen Modernisierungen haben wir im vergangenen Kalenderjahr unsere qualitative Expansion weiter vorangetrieben und in Summe etwa 200 neue Arbeitsplätze geschaffen“, heißt es aus der Salzburger Österreich-Zentrale. Die Zeichen stehen also auch bei Lidl auf Expansion. Mit Jahresende unterhält das Unternehmen 230 Filialen in ganz Österreich – und der Trend zeigt nach oben. „Mit unserem Filialnetz haben wir eine Grundabdeckung geschafft, aber es gibt immer Luft nach oben und noch genügend Platz auf der Landkarte. Speziell der Großraum Wien, aber auch andere wachsende Städte sind für uns interessant. Wir bekommen jede Woche Anrufe von Kunden, die wissen wollen, wann sie endlich eine Lidl-Filiale in ihrer Nähe bekommen“, so Lidl-Sprecher Hansjörg Peterleitner.
Drogerist dm kratzt an der Milliarde
Im Zusammenhang mit Hofer war vorhin von Italien die Rede. Dort wird der österreichische Diskonter auf einen „Landsmann“ treffen, nämlich auf dm. Die Österreich-Tochter des deutschen Unternehmens koordiniert bekanntlich die Italien-Expansion des Drogerie-Riesen. In Österreich konnte dm zuletzt die Marktführerschaft eindrucksvoll verteidigen. Im Geschäftsjahr 2016/2017, das erst am 30. September zu Ende gegangen ist, legte das Unternehmen in Österreich bei den Umsätzen um mehr als sechs Prozent zu und kratzt mit einem Gesamtumsatz von immerhin 904 Millionen Euro bereits an der Milliarden-Euro-Grenze.
Sportliche Aussichten
Und 2018? Da dürfen sich die Handelsfirmen auf weiteres Wachstum freuen. So prognostiziert etwa das WIFO für das kommende Jahr einen BIP-Zuwachs von 2,75 Prozent. Das ist dieselbe Steigerung, welche die Wirtschaftsforscher bereits für 2017 vorhergesagt hatten. Gute Voraussetzungen fürwahr – zumal sich der Handel im kommenden Jahr auf ein ganz besonderes Großereignis freuen kann. 2018 findet die Fußball-WM in Russland statt. Und man weiß aus der Vergangenheit, dass dieses Event immer wichtige Zusatzumsätze bringt – vor allem in den fußballaffinen Warengruppen wie Bier, Getränke oder Knabbergebäck.(wozz)
