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Coffee cup and fresh croissant creative layout on white background. Healthy eating and sweet food concept. French breakfast. Flat lay, top view. Design element © Shutterstock

Schwerpunkt Frühstück

Guten Morgen mit oder ohne Sorgen?

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 13.09.2022 - 13:51

ie Tischzeit ist die Blüte des Tages. Das Frühstück ist die Knospe“, schrieb Novalis einst. So rosig ist es aber um die Backbranche derzeit gar nicht bestellt: Denn die aktuelle Lage trifft das energieintensive Bäckergewerbe hart. Viele Betriebe stehen vor dem Aus, berichtete unlängst der Innungsmeister des WKÖ-Bundesverbands Josef Schrott der APA: „Die Energiekosten sind bis zu zehn Mal höher als letztes Jahr. Viele Bäckereien denken daran, für immer zu schließen.“ Auch der Marktführer im Backwarensegment spürt die Krise: „Die gestiegenen Rohstoffpreise fordern Ölz wie die gesamte Branche“, konstatiert Geschäftsführerin Daniela Kapelari-Langebner. Hinzu kommen die Logistikpreise, die bereits vor dem Ukraine-Krieg stark angezogen haben. „Unsere Sorge ist, dass diese weltmarktpolitische Entwicklung den Getreide- und Pflanzenfettpreis langfristig nach oben treibt.“ Dabei blickte man zuletzt noch auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr zurück: Ölz verzeichnete den zweithöchsten Gesamtumsatz in der Unternehmensgeschichte – in Summe 213 Millionen Euro. Die Nachfrage im Inland blieb stabil, die internationale Entwicklung verlief erfolgreich: Der Exportanteil betrug zuletzt 44,2 Prozent. In den zwei Corona-Jahren konnte man den Personalstand gar auf 971 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhen. Ein weiteres Wachstum soll durch den Ausbau am bestehenden Standort in Dornbirn gewährleistet sein. 

Welthandelsprodukt Tee

Der Mensch lebt aber nicht vom Brot allein – deshalb darf für viele Menschen morgens eine Tasse Tee nicht fehlen. So konnte Teekanne im zurückliegenden Geschäftsjahr (bis zum 31. März 2022) seinen Gesamtumsatz um 5,2 Prozent auf 151 Millionen Euro steigern und ist mit einem Anteil von 53,2 Prozent klarer Marktführer. Dazu habe unter anderem das Comeback in Gastronomie und Hotellerie beigetragen, auch wenn man noch nicht auf dem Vorkrisenniveau angekommen ist. „Aber mit einer Steigerung von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr sind wir auf einem sehr guten Weg“, freut sich Geschäftsführer Thomas Göbel. In Salzburg war das Exportgeschäft ein wesentlicher Konjunkturantreiber: Von hier steuert die in Düsseldorf beheimatete Marke das Exportgeschäft im gesamten osteuropäischen Raum: 14 Länder werden beliefert. Die steigenden Preise trüben daher die Stimmung. Die Situation am Rohstoffmarkt sei angespannt, was nicht allein der Ukraine-Krieg verursacht habe – auch die Pandemie lässt weiter ihre Nachwirkungen spüren. „Tee ist ein Welthandelsprodukt und daher sind wir immer schon sehr abhängig von Krisen rund um den Erdball. Aktuell kommen aber Pandemie, Ukraine-Krieg und Klimawandel zusammen. Damit wird unser Geschäft zur Herkules-Aufgabe.“ Göbel veranschaulicht das mit der Hagebutte: Den zentralen Bestandteil vieler Früchtetees beschafft sich Teekanne überwiegend aus Chile. „Aufgrund von Lockdowns und strengen Quarantäne-Maßnahmen konnten viele Sammler überhaupt nicht oder erst verspätet ihrer Arbeit nachgehen.“ Das führte zu einem Ernteverlust von bis zu 80 Prozent. Und das sei nur eines von vielen Rohstoffbeispielen. „Es ist aktuell ungewiss, was uns bis Jahresende noch zu erwarten hat. Die Auswirkungen werden uns noch einige Zeit beschäftigen und wirken sich natürlich negativ auf unsere Ertragslage aus und machen Preisanpassungen notwendig“, beklagt Göbel. Aber verzagen lässt ihn das nicht: Schließlich sei man sehr gut ins neue Geschäftsjahr gestartet. „Wir sind trotz sehr herausfordernder Rahmenbedingungen auch für das kommende Jahr, was die Umsatzentwicklung betrifft, optimistisch.“

Zuckerbomben-Image 

Der Marktführer in den Müslischalen sitzt dagegen in Villach – namentlich Dr. Oetker: „Wir bleiben weiterhin Marktführer und sind eindeutig die stärkste Marke im heiß umkämpften Müsli-Regal“, verkündet Geschäftsführer Manfred Reichmann. „Selbstverständlich möchten wir diese Marktposition auch halten.“ So ist er mit der Entwicklung seines Unternehmens zufrieden. Von der Krise bleibe man jedoch natürlich nicht unberührt: Man habe zwar keine Produktionsstätte in der Ukraine und auch keine direkten Lieferbeziehungen dorthin. Aber: „Natürlich beeinflusst es uns auch, dass viele Rohstoff-, Verpackungs-, Energie- und Transportkosten weltweit in einem nie gekannten Ausmaß angestiegen sind.“ Allein in Europa verarbeite man mehr als 1.000 verschiedene Rohwaren. Anderweitig will man dagegen abspecken: „Um dem wachsenden Verbraucherwunsch nach natürlichen Lebensmittelzutaten und naturbelassenen Lebensmitteln zu entsprechen, arbeitet die Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Dr. Oetker seit Jahren konsequent an der Reduzierung von Zusatzstoffen.“ Insbesondere mit der „Weniger Süß“-Range komme man dem schon seit Jahren wachsenden Wunsch nach Müslis mit weniger Zucker nach. Darüber hinaus habe sich Dr. Oetker außerdem das Ziel gesetzt, in allen Produkten bis 2025 den Zuckeranteil um 15 Prozent zu reduzieren. 

Die Zuckerreduktion treibt Konkurrent Nestlé ebenfalls um – schließlich haben Cerealien ein Imageproblem, befindet Business Development Manager Filip Svensson: „Cerealien haben leider immer noch den schlechten Ruf, ‚Zuckerbomben‘ zu sein, obwohl der Cerealien-Markt eine breite Vielfalt an Produkten für unterschiedliche Bedürfnisse und auch viele Cerealien-Produkte mit niedrigem Zuckergehalt bietet.“ Das Ernährungsbewusstsein von Verbrauchern steige nämlich stetig und spiele bei der Kaufentscheidung eine immer wichtigere Rolle. Und da fällt eben häufiger der Blick auf den Zuckergehalt, bevor man zugreift. Svensson sieht Nestlé aber gewappnet: „Wir bieten eine Auswahl mit weniger Süße und haben uns ein Maximum von höchstens 25 Gramm Zucker pro 100 Gramm auferlegt. Damit liegen wir weiterhin deutlich unter diversen Produkten einiger Mitbewerber.“ Seit 2005 arbeite man an derartigen Rezepturverbesserungen: Die Nesquik-Cerealien haben etwa im Vergleich zu der Rezeptur aus dem Jahr 2003 rund 34 Prozent weniger Zucker im Produkt und der Vollkornanteil wurde bis heute auf rund 53 Prozent erhöht. Der Umsatz der traditionellen Cerealien dagegen ist im Vorjahr bei Nestlé um fünf Prozent zurückgegangen. Das erklärt Svensson aber mit der außergewöhnlichen Situation der vergangenen zwei Jahre: „Die Betrachtung und Interpretation der Marktdaten von 2021 im Vergleich zum außerordentlichen ‚Corona-Jahr‘ 2020 sind mit Vorsicht zu genießen. Trotz anhaltender Pandemie haben sich die Umsatz- und Absatzzahlen 2021 wieder eingependelt, die im Jahr zuvor noch Rekordhöhen erreicht hatten.“ Wenn man den Extremfall 2020 jedoch ausblende und den letztjährigen Umsatz mit 2019 vergleiche, so konnte die Kategorie mit circa fünf Prozent sogar zulegen und betrug im Gesamtjahr rund 35 Millionen Euro.

Mehr Marmelade

Auch bei Darbo pendelt sich das Geschäft wieder auf Prä-Pandemie-Niveau ein, bilanziert Vorstandsvorsitzender Martin Darbo: „Nachdem das Jahr 2020 coronabedingt von zahlreichen Lockdowns und einem starken ‚In-Home-Konsum‘ geprägt war, normalisierte sich die Situation ab dem zweiten Halbjahr 2021. Im Jahr 2021 und vor allem auch im laufenden Jahr 2022 schwächt sich diese Entwicklung ab und es kommt zu einer ‚normalen‘ Marktsituation, so wie wir es vor der Pandemie kannten.“ Das heißt auch, dass der Konsum in der Gastronomie wieder angestiegen ist, weshalb der Konfitürenmarkt im LEH in Wert (minus 2,0 Prozent) und Menge (minus 3,1 Prozent) leicht rückläufig war. Bei Honig falle der Rückgang noch etwas deutlicher aus: minus 6,3 Prozent im Wert und minus 6,4 Prozent in der Menge. Dennoch ist der Chef zufrieden: „Darbo ist in beiden Marktsegmenten überlegener Marktführer: Bei Konfitüre halten wir derzeit bei 61,6 Prozent wertmäßigem Marktanteil, bei Honig kommen wir auf 30 Prozent.“ 2022 sei man aber wie alle mit starken Preiserhöhungen konfrontiert: „Der Krieg wirkt sich vor allem in gestiegenen Energiepreisen aus, die nicht nur uns, sondern auch unsere Vorlieferanten von Roh- und Verpackungsmaterialien betreffen. Damit sind wir mit massiven Kostensteigerungen – kommend aus vielen Bereichen – konfrontiert.“ Außerdem werde dadurch bereits die vorher schon angespannte Situation hinsichtlich einer ausreichenden Versorgung mit Roh- und Verpackungsmaterialien nochmal angeheizt. „Bislang ist es uns aber sehr gut gelungen, Lieferausfälle zu vermeiden“, resümiert Darbo. Das ist schließlich keine Selbstverständlichkeit auch hinsichtlich der Folgen des Klimawandels: „Wetterkapriolen führen immer wieder dazu, dass es bei der Beschaffung von Früchten zu Engpässen kommt, wodurch ein zusätzlicher Versorgungs- und Kostendruck entsteht.“ Druck von Konsumentenseite wiederum wird auch bei Darbo hinsichtlich gesünderer Produkte gemacht: „Zuckerreduzierte Produkte werden in den letzten Jahren eindeutig stärker präferiert. Außerdem ist der Trend hin zu Bioqualitäten ungebrochen.“ So haben sich die zuckerreduzierten Fruchtaufstriche sehr gut entwickelt: 2021 kam man auf einen Marktanteil-Wert von 3,0 Prozent. Knapp über 600.000 Gläser wurden an die Frau und den Mann gebracht. 

Auch Staud’s surft auf der zuckerarmen Welle: „Nachdem wir in den letzten Jahren unser Sortiment durch biologische und zuckerreduzierte Fruchtaufstriche erweitert haben, decken wir die aktuellen Bedürfnisse am Markt nun in jede Richtung gut ab“, meint der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Schauer. Dass die Marke stärker wachse als der Markt, führt er auf das kontinuierlich zunehmende Qualitätsbewusstsein der Konsumenten zurück. Daher verlaufe das aktuelle Geschäftsjahr bis jetzt zufriedenstellend – trotz aller Umstände: Die Knappheit der Rohmaterialien, Trockenheit und andere Wetterkapriolen sind auch Staud’s bewegende Themen. Aber laut Schauer profitiert man derzeit vor allem auch von der vo­ranschreitenden Ernährungsumstellung in der Gesellschaft in Form von Initiativen wie dem „Veganuary“. Zudem hat er einen Frühstückstrend ausgemacht, dessen Motto besonders Konfitürehersteller freuen wird: „More jam, less ham.“