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© Hannes Eisenberger

Lebensmittelzustellung

Die schnellste Gurke der Stadt

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 13.10.2022 - 14:24

Was haben ein Kipferl und Gurkerl gemein? Sehr viel, wenn es um das stark wachsende Geschäft mit der Lebensmittelzustellung geht. Das Kipferl heißt auf Tschechisch nämlich Rohlik – und es ist auch der Name, den der tschechische Gründer Tomáš Čupr seinem Unternehmen gegeben hat. Für seine Österreich-Expansion ließ er das Kipferl Kipferl sein und griff lieber zum Gurkerl. Und das mit Erfolg. Seit dem Start des Online-Lebensmittelhändlers in Wien gibt er der arrivierten Konkurrenz Saures. Doch auch international sorgt Rohlik für Furore. Aktuell ist das noch junge Unternehmen – es wurde 2014 gegründet – in Tschechien, Spanien, Italien, Ungarn, Rumänien und Deutschland und eben auch Österreich tätig. Hierzulande startete gurkerl.at im Jahr 2020, also inmitten der Corona-Krise. Diese sollte ja gerade für Essens- und Lebensmittelzusteller nicht die allerschlechtesten Rahmenbedingungen bieten. Das Geschäftsmodell ist dabei klar definiert: Ausschließlich online und keine Shops. Die Zustellung  erfolgt innerhalb von drei Stunden, wobei man Zeitfenster wählen kann, die Zustellungen ermöglichen, die bis zu 15 Minuten genau sind. Zugestellt wird ab einem Warenkorb in der Höhe von 39 Euro. Ab einer Bestellung von 79 Euro ist die Lieferung gratis.

13.000 Produkte

Nach zwei Jahren am Markt können sich die Zahlen des Unternehmens sehen lassen: 20 Millionen Produkte wurden an rund 100.000 Kundinnen und Kunden ausgeliefert. Aktuell arbeiten 1.100 Menschen bei gurkerl.at. Der Fuhrpark besteht aus 78 Elektroautos und 98 Erdgas-Fahrzeugen.  Das Warenangebot umfasst aktuell 13.000 Produkte, wobei saisonale und regionale Produkte sowie der Bereich Frische im Fokus stehen. Besonders ungewöhnlich für einen reinen Zusteller: Seit dem Frühjahr setzt das Unternehmen auch auf ein breites Eigenmarkensortiment. Und: Dank einer Kooperation mit einer Wiener Apotheke stellt gurkerl.at sogar rezeptfreie Arzneimittel zu.

Ambitionierte Ziele

Für die Zukunft hat sich Maurice Beurskens, der holländische Geschäftsführer von gurkerl.at, viel vorgenommen. So will der E-Grocery-Experte im laufenden Geschäftsjahr (Mai bis April) den Umsatz von zuletzt 50 Millionen Euro auf 100 Millionen Euro verdoppeln. Fast noch ambitionierter ist ein anderes Ziel: Bereits im nächsten Geschäftsjahr 2023/2024 will das Unternehmen schwarze Zahlen schaffen. Um das zu erreichen, wird bereits jetzt groß investiert. Unter anderem wird das Fulfillment Center des Unternehmens in Wien Liesing bis Herbst 2023 auf insgesamt 10.000 Quadratmeter vergrößert. Diese Erweiterung wird es

gurkerl.at ermöglichen, den vermehrten Bestellungen besser nachzukommen und weiter zu expandieren. Apropos Expansion: Aktuell weitet gurkerl.at sein Zustellgebiet auf die Gebiete rund um Wien aus. Konkret liefert das Unternehmen ab sofort auch nach Fischamend, Enzersdorf an der Fischa, Schwadorf bei Wien, Ebergassing, Gramatneusiedl, Moosbrunn, Trumau, Tattendorf, Teesdorf, Günselsdorf, Kottingbrunn, Wienerberg, Sooß und Bad Vöslau. Die Pläne sind beachtlich, auch wenn sich gurkerl.at mitunter ein wenig gar weit aus dem Fenster lehnt. So peilt das Unternehmen laut Presseaussendung „nicht weniger als die Spitzenposition am heimischen Lebensmittelmarkt“ an: CEO Maurice Beurskens sagt wörtlich: „Convenience stand lange Zeit nicht auf der Prioritätenliste von Supermärkten, der stationäre Einkauf ist und bleibt aber für viele Menschen aus diversen Gründen unpraktisch. Wir haben die Lebensmittellieferung in Wien revolutioniert und haben jetzt das Netzwerk und die technische Infrastruktur, um auch traditionelle Supermärkte herauszufordern und gurkerl.at zum größten Supermarkt in ganz Österreich zu entwickeln.“

Preisdeckelung

Für Aufsehen sorgt das Unternehmen aber nicht nur mit gewagten Prognosen, sondern auch mit Marketing-Aktionen, die aktuelle Themen aufgreifen. So preschte gurkerl.at Anfang September nach vorne und verkündete angesichts der stark steigenden Inflation eine Preisdeckelung bei ausgewählten Produkten des täglichen Bedarfs. Jetzt weitet der Online-Supermarkt diese Produktkategorie um zwölf vegane Produkte aus und es gibt nunmehr insgesamt 24 Artikel mit garantiertem Höchstpreis – und zwar bis Ostern 2023.