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KEYaccount exklusiv

Überraschung bei den Marktanteilen

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 11.05.2023 - 13:20

Haben sich Hofer und Lidl zu früh gefreut? Diese Frage stellt sich, wenn man die Marktanteile des ersten Quartals ansieht. Stand 2022 noch im Zeichen des Diskont-Comebacks, so mussten die beiden größten Billiganbieter in den ersten drei Monaten wieder erhebliche Rückschläge hinnehmen. Nach drei Monaten des laufenden Jahres kommen Hofer und Lidl gemeinsam auf einen Marktanteil von 22,9 Prozent. Das sind immerhin 0,4 Prozentpunkte weniger als im ersten Quartal des Vorjahres. Ein besonders düsteres Bild zeichnen dabei die NielsenIQ-Zahlen für den März 2023. Im Jahresvergleich büßten Hofer und Lidl in diesem Monat gleich 1,2 Prozentpunkte ein. Der gemeinsame Marktanteil der beiden Diskonter betrug im März gerade mal 23 Prozent. Der Diskonter Hofer mischte ja zuletzt – KEYaccount berichtete exklusiv – die Nielsen-Berechnungen gehörig auf. Hofer wird seit einigen Monaten von NielsenIQ nicht mehr geschätzt, sondern liefert nun genaue Kassadaten. Schnell wurde klar, dass NielsenIQ Hofer jahrelang zu hoch eingeschätzt hatte. Die aktuellen Rückgänge sind damit aber nicht erklärbar, da NielsenIQ die Zahlen bereits rückwirkend korrigiert hatte.

Rewe legte kräftig zu …

Der lachende Dritte in der heimischen Diskont-Szene dürfte Penny sein. Die Rewe-Billigschiene konnte im Vorjahr beim Umsatz laut Rewe-Jahreszahlen um satte 9,2 Prozent zulegen. Dieser Erfolgsrun dürfte sich in den ersten drei Monaten fortgesetzt haben. Das hat auch Auswirkungen auf die Marktanteile. Demnach hält Rewe in den ersten drei Monaten 2023 einen Marktanteil von 33,8 Prozent. Das sind um 0,4 Prozentpunkte mehr als in der Vorjahresperiode. Im März konnte Rewe im Jahresvergleich sogar um einen halben Prozentpunkt zulegen. Bei den Penny-Verantwortlichen in der Konzernzentrale zu Wiener Neudorf dürfte die Freude groß sein. Die einstige Nachzüglerin unter den Rewe-Vertriebsschienen hat sich still und heimlich zur Klassenbesten entwickelt. Die Vermutung liegt also auch nahe, dass Penny auch immer öfter Kundinnen und Kunden von den beiden Diskont-Platzhirschen Hofer und Lidl abziehen dürfte.

… aber Spar wuchs noch stärker

Für Rewe gibt es aber nicht nur gute Nachrichten: Trotz der deutlichen Zuwächse schafft es die ehemalige Nummer eins im österreichischen LEH einfach nicht, den Abstand zu Marktführer Spar zu verkleinern. Das liegt vor allem an der März-Performance der Tanne. In diesem Monat konnte Spar einen Umsatzzuwachs von 1,4 Prozentpunkten erzielen und landete bei einem Marktanteil von 37,1 Prozent. Rewe beendete den März bei 33,5 Prozent. Über die Hintergründe des ungewöhnlich starken Spar-Wachstums kann man spekulieren. Hier ist eine mögliche Ursache: Das Gros des Ostergeschäfts fiel heuer im Unterschied zum Vorjahr bereits in den März. Traditionell liefern vor Ostern (und vor Weihnachten) vor allem die Interspar-Verbrauchermärkte mit ihrem breiten Sortiment besonders hohe Umsätze. Und diese prägten die März-Zahlen. Aber auch akkumuliert, also von Jänner bis März, konnte Spar mit plus 0,5 Prozentpunkten stärker wachsen als der große Rivale Rewe (plus 0,4 Prozentpunkte). Nach drei Monaten trennt die beiden größten Marktteilnehmer ein Abstand von 2,9 Prozentpunkten. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es nach drei Monaten 2,8 Prozentpunkte gewesen und im Gesamtjahr 2022 hatte der Abstand 2,6 Prozentpunkte betragen. Im März 2023 ging die Schere dank der spektakulären Spar-Zuwächse besonders weit auseinander. Ganze 3,6 Prozentpunkte trennte die Nummer eins von der Nummer zwei.

Die Kleinen verlieren weiter

Ein Trend, der sich schon im Vorjahr abgezeichnet hat, setzt sich auch heuer fort: Die Großen wachsen auch auf Kosten der Kleinen. Markant büßte in den ersten drei Monaten im Jahresvergleich 0,2 Prozentpunkte ein und hält nun bei einem Marktanteil von 2,7 Prozent. Der restliche LEH landete nach drei Monaten bei einem Marktanteil von vier Prozent, was einem Minus von 0,1 Prozentpunkten entspricht. Man sollte aber darauf hinweisen, dass gerade die Zahlen von Markant mit Vorsicht zu genießen sind. NielsenIQ ordnet die Zahlen von MPreis immer noch dem Bereich „restlicher LEH“ zu, obwohl der Tiroler Lebensmittelhändler seit Jahren schon über Markant verrechnet. 

Und das Marktvolumen?

Besonders steil ist in den ersten drei Monaten das Marktvolumen im LEH angestiegen, nämlich im Jänner um 11,6 Prozent, im Februar um 9,7 Prozent und im März um 10,8 Prozent. Für das erste Quartal ergibt das einen Mittelwert von plus 10,7 Prozent. Diese Zuwächse sind natürlich der immer noch sehr hohen Inflation geschuldet und der Tatsache, dass die Vergleichswerte in den ersten drei Monaten des Vorjahres noch sehr niedrig waren. Die Inflation hatte im Vorjahr bekanntlich erst im Frühsommer stark zu steigen begonnen.