Tiernahrung

So bleibt der Hund gesund

Ein Artikel von Johannes Lau | 22.09.2021 - 10:14
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Auch der beste Freund des Menschen konsumiert auf seine Weise – die Kaufentscheidungen treffen aber Frauchen und Herrchen stellvertretend für ihn. Und das machen sie weiterhin für die Tierfutterproduzenten in zufriedenstellender Weise, verrät Hendrik de Jong, Geschäftsführer von Mars Petcare. Unter diesem Dach versammeln sich etablierte Marken wie Sheba, Whiskas und Pedigree, die sich auch trotz wirtschaftlich angespannter Zeiten weiter verbessern konnten: „2020 hat sich der Trend hin zu starken, etablierten Marken verstärkt. Das gilt für die Tiernahrung in besonderem Maße. Wir freuen uns sehr, dass unsere Marken hier einen starken Beitrag zum Wachstum der Gesamtkategorie leisten konnten. Wir sehen, dass diese Trends auch 2021 weiter anhalten.“ Laut de Jong haben Haustiere in der Pandemie bislang eine sehr große Rolle gespielt und ihre Besitzer berichten vermehrt über die positiven Effekte der Tierhaltung. Insbesondere Homeoffice und Lockdown haben die Beziehung zu den Haustieren vertieft – und davon profitiert die Branche: „Eine starke emotionale Bindung zu unseren Heimtieren weckt auch das Bedürfnis, Tiere in besonderen Momenten zu belohnen, sie zu beschäftigen oder mit ihnen zu spielen. Nach dem Motto: ‚Was uns in schwierigen Zeiten guttut, das tut auch unserem Tier gut‘, wurden sowohl für Katzen als auch für Hunde mehr Geld für Snacks ausgegeben.“ Trotz dieser positiven Entwicklung gehe es auf diesem Markt aber auch nicht völlig friktionsfrei zu: „Wir erleben Herausforderungen in der Beschaffung einiger Rohstoffe, aber auch bei Verpackungen und Logistikleistungen.“ Und was fragen die Käufer in letzter Zeit vermehrt nach? Offenbar gilt der größere Wunsch nach qualitativ hochwertigeren und gesunden Waren auch für die Tierprodukte: „Die steigen[1]de Nachfrage nach Premiumprodukten und Produkten mit Zusatznutzen, wie zum Bei[1]spiel Zahnpflegeprodukten, hält weiter an.“

Tierische Proteinquellen
Diese Entwicklung beobachtet Bernd Berghofer, Geschäftsführer Austria Pet Food, ebenfalls: „Der Trend zu hochwertiger Tierernährung für Haustiere geht unvermindert weiter. Die Konsumenten sind sehr darauf aus, ihre tierischen Hausbewohner genauso wie die anderen Familienmitglieder immer bewusster zu ernähren. Daher boomen alle Formen von hochwertiger Tierernährung.“ In Pöttelsdorf habe man darauf zuletzt mit einer neuen Pasteten-Produktionslinie reagiert, die seit Anfang des Jahres produziert wird und auch insgesamt das Sortiment in der Hinsicht ergänzt. „Darunter ist eine Reihe von Produkten, die nur eine tierische Proteinquelle enthalten und so insbesondere für Hunde und Katzen mit Allergien und Ernährungsmittelunverträglichkeiten sehr gut geeignet sind. Eine Reihe dieser Produkte enthalten darüber hinaus auch noch andere spezifische Zutaten, die bestimmte Ernährungsanforderungen von Haustieren – wie die Unterstützung der Gelenkigkeit oder für ein glänzendes Fell – adressieren.“ Das scheint goutiert zu werden: 2020 wurde der Umsatz um zwei Prozent verbessert und der Kunden[1]kreis erweitert – in aller Welt: Vor allem im Export wachse man überdurchschnittlich. Zehn Prozent des Gesamtvolumens werden außerhalb von Europa ausgeliefert. Und seit diesem Sommer ist Austria Pet Food auch auf dem chinesischen Markt vertreten. Daher ist Berghofer zuversichtlich, dass man sich auch heuer wieder verbessert: „Insgesamt gehen wir bei annähernd gleichbleibendem Volumen von einem Umsatzwachstum von circa drei bis fünf Prozent aus.“ Bislang habe einen die Pandemie glücklicherweise kaum direkt betroffen, da alle eigenen Lieferketten aufrechterhalten werden konnten. Jedoch zeigen sich inzwischen Spätfolgen. Die internationalen Verwerfungen treiben die Kosten: „So sind die Preise für die in der Tiernahrung verwendeten Fleischprodukte massiv angestiegen und auch die Weißblechpreise haben absolute Rekordstände erzielt, was unsere Kostenstruktur sehr deutlich belastet hat. Dies auch deshalb, weil die Weitergabe dieser deutlichen Preissteigerungen auf der Kundenseite aufgrund der Marktkonzentration sehr schwierig ist.“ Auch deshalb habe sich der Einstieg in die Pasteten-Produkte gelohnt: „Das hilft uns, die Turbulenzen auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten in der Folge von Corona besser meistern zu können.“ Das habe etwa dazu geführt, dass die Belieferung der führenden europäischen Tierhandels[1]ketten zugenommen habe – zum Bespiel von Fressnapf, dem Marktführer hierzulande.

Verstärkte Anschaffung
Der hiesige Branchenprimus zeigt sich mit den neusten Geschäftszahlen sehr zufrieden. Geschäftsführer Hermann Aigner: „Wir haben tatsächlich alle Ziele deutlich übertroffen. Fressnapf Österreich hat den Umsatz 2020 um 18,2 Prozent auf 215 Millionen Euro gesteigert.“ Als systemrelevanter Händler konnte man eben auch in den Lockdown-Phasen offen halten. Aber auch der Onlineshop habe sich erfreulich entwickelt: Hier wurde das Volumen verdoppelt. Die Gesamttendenz erklärt sich vor allem damit, dass sich viele Menschen in diesen Zeiten tierische Gesellschaft gesucht haben: „Durch die Pandemie haben sich viele Haushalte für ein Haustier entschieden. Diese Entwicklung hat sich positiv auf das Geschäft ausgewirkt. All diese neuen Haustierbesitzer haben gerade zu Beginn einen hohen Service- und Beratungsbedarf. Dazu gehört auch die notwendige Erstausstattung.“ Da anzunehmen ist, dass viele Tierbesitzer ihre neuen Gefährten auch nach der Pandemie behalten werden, denkt man bei Fressnapf aber schon an die Zeit, wenn hoffentlich zur alten Normalität zurückgekehrt wird: Als neuste Serviceinnovation bietet man ein Reiseprogramm für Hundehalter an: „Im Fokus steht dabei, dass sich der Hundebesitzer nicht lange informieren muss, wo sein Haustier willkommen ist.“ Ohnehin freuen sich die Händler, inzwischen im Sortiment wieder aus dem Vollen schöpfen zu dürfen: „Aufgrund von Corona waren teilweise ja nur systemrelevante Artikel im Angebot“, berichtet Norbert Steinwidder, Geschäftsführer von Das Futterhaus. „Durch die verstärkte Anschaffung von Haustieren konnten wir aber insgesamt ein erfolgreiches Jahr abschließen.“ So ist der Umsatz um 14,1 Prozent auf 45,9 Millionen Euro gestiegen. Derzeit sei der Stand, dass man sich auch in diesem Jahr wieder um einen ähnlichen Wert steigern wird. Die Kunden kommen eben nicht mehr so oft wie früher ins Geschäft, aber kaufen, wenn sie da sind, mehr ein. Insbesondere der Kontakt mit dem Verkäufer werde zunehmend geschätzt: „Beratung wird wichtiger, da sich Nahrungsmittelunverträglichkeiten und sonstige kleine Beschwerden im Beratungsgespräch vielfach noch vor dem Gang zum Tierarzt lösen lassen.“ Schließlich möchte man auch in diesen Zeiten, dass Miezi und Rex genauso gesund bleiben wie man selbst.