coverstory | Keyaccount 03/2021

Bio-Produkte im Höhenflug

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 23.02.2021 - 06:00
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© Charts Quelle: © Alle RollAMA/AMA-Marketing, n=2.800 Haushalte in A

Die Vermutung lag nahe, dass bei einem 2020er-Umsatzzuwachs von 10,1 Prozent im LEH auch die Bio-Produkte stark zugelegt haben. Nun ist diese Vermutung zur Gewissheit geworden. Denn die Jahreszahlen der AMA weisen einen Bio-Erdrutsch nach oben aus. Immerhin 190 Euro hat ein Haushalt im vergangenen Jahr durchschnittlich für frische Bio-Lebensmittel (exklusive Brot und Gebäck) im Lebensmitteleinzelhandel ausgegeben. Das sind um 33 Euro mehr als 2019. Noch drastischer ist der Fünf-Jahres-Vergleich: Im Vorjahr gab ein Haushalt um 71 Euro mehr für Bio aus als im Jahr 2015. Die eingekaufte Menge stieg demnach um 17 Prozent, die Ausgaben für Bio-Produkte erhöhten sich sogar um 23 Prozent. Damit ist der Bio-Umsatz deutlich stärker gestiegen als der Gesamt-Umsatz im Lebensmittelhandel. Das wiederum beweist, dass die österreichische Bevölkerung seit Beginn der Pandemie stärker zu hochwertigeren und damit auch teureren Produkten greift. Das ist umso erstaunlicher, weil die Pandemie ja auch eine Vielzahl an wirtschaftlichen Problemen mit sich gebracht hat. Auch Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing, sieht das so: „Die Menschen sind jetzt noch sensibler für die Qualität von Lebensmitteln. Davon profitieren Bio-Produkte besonders.“

Bio ist erstmals zweistellig

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© Charts Quelle: © Alle RollAMA/AMA-Marketing, n=2.800 Haushalte in A

Mit dem großen Zuwachs von 2020 schafften es Bio-Produkte erstmals, einen zweistelligen Umsatzanteil im LEH zu erreichen. Im Vorjahr erreichte der wertmäßige Anteil im Lebensmittelhandel 10,0 Prozent. Das ist eine Steigerung von 0,7 Prozentpunkten innerhalb von nur einem Jahr. Zum Vergleich: In den fünf Jahren davor ist der Bio-Anteil jeweils zwischen 0,4 und 0,5 Prozentpunkten pro Jahr gestiegen. Im Jahr 2015 lag der Anteil noch bei 7,5 Prozent.

Kartoffeln und Gemüse legten stark zu

Den höchsten Bio-Anteil im österreichischen LEH verbuchen die Sortimente Milch und Naturjoghurt. Eier, Erdäpfel und Frischgemüse liegen ebenfalls weit über dem Durchschnitt. Jedes zehnte Produkt in den Warengruppen Obst, Butter und Käse stammt aus biologischer Landwirtschaft. Den höchsten Zuwachs verzeichneten übrigens Kartoffeln, hier wuchs der Bio-Anteil innerhalb eines Jahres um stolze 2,6 Prozentpunkte und beträgt nun 21,4 Prozent. Auch Frischgemüse legte mit plus zwei Prozentpunkten ungewöhnlich stark zu

Auch Bio-Fleisch ist auf dem Vormarsch

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© Charts Quelle: © Alle RollAMA/AMA-Marketing, n=2.800 Haushalte in A

Besonders interessant: Bio-Fleisch und Bio-Geflügel haben im vergangenen Jahr kräftig zugelegt, nämlich gleich um 0,7 Prozentpunkte. Vergleicht man das mit den Zuwachsraten der letzten Jahre, kann man hier fast schon von einem großen Sprung sprechen. Bio-Fleisch war viele Jahre ein Sorgenkind der Bio-Branche und dümpelte auf niedrigem Niveau herum. Nun beträgt der Bio-Anteil bei Fleisch und Geflügel respektable 5,5 Prozent. Auch der Bio-Anteil bei Wurst und Schinken ist gestiegen, und zwar von 3,0 Prozent im Jahr 2019 auf 3,3 Prozent im Vorjahr (siehe Chart Seite 7). Rückgänge gab es in keinem Bereich. Eier legten mit einem Plus von 0,3 Prozentpunkten relativ bescheiden zu. Wobei man hier erwähnen sollte, dass das Bio-Niveau bei Eiern mit 22,3 Prozent vergleichsweise hoch ist und es hier im Jahr 2019 sogar einen leichten Rückgang gegeben hatte.   

Qualität wird immer wichtiger

Die harten Zahlen der RollAMA korrelieren mit den Ergebnissen einer Motivanalyse zum Thema Ernährung, welche die AMA erst im vergangenen November durchführen hat lassen. Damals wollte die AMA das aktuelle Einkaufsverhalten und Ernährungstrends der Bevölkerung erkunden. Das Ergebnis: Gutes Essen gehört für drei Viertel der Befragten zu einem richtigen Lebensstil. Das Interesse an der Ernährung ist und bleibt hoch. Allerdings nehmen sich die Menschen etwas weniger Zeit für die Mahlzeiten. Jeder zweite Studienteilnehmer gab an, weniger Fleisch zu essen, dafür vermehrt auf Qualität beim Einkauf von Fleisch zu achten. Diese Hinwendung zu mehr Qualität erklärt auch den ungewöhnlich hohen Anstieg des Bio-Anteils beim Fleisch. AMA-Boss Blass: „Sowohl die harten Marktzahlen als auch die Ergebnisse der Motivanalyse lassen sich als Bekenntnis zu hochwertigem Fleisch interpretieren. Wir gratulieren den Bio-Bauern, die die Konsumenten von ihren Produkten überzeugen können. Sie machen der gesamten Landwirtschaft Mut, diese Art der Tierhaltung voranzutreiben.“

Bio gehört die Zukunft

Apropos Mut machen: Auch die weiteren Ergebnisse der Motivanalyse dürften die Bio-Bäuerinnen und -Bauern freuen. Demnach konsumieren bereits 43 Prozent der Bevölkerung am liebsten biologische Produkte. Und auch für die Zukunft gibt es Grund zum Optimismus: Rund ein Drittel gibt in der Studie an, dass diese beiden Kriterien beim Einkauf künftig noch stärker entscheiden. Drei von vier Personen möchten auch nach der Corona-Pandemie unverändert zu Bio greifen, 14 Prozent sogar noch mehr.