Schwerpunkt: Tiernahrung

Herr & Hund mögen’s gesund.

Ein Artikel von Johannes Lau | 19.12.2019 - 06:00
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Der beste Freund des Menschen lebt nicht allein von Luft und Liebe, sondern muss ebenfalls ernährt werden. Aber das machen Frauchen und Herrchen derzeit weiterhin brav, sodass etwa ein Tiernahrungshersteller wie Austria Pet Food zufrieden auf das endende Geschäftsjahr zurückblicken kann. Geschäftsführer Bernd Berghofer bilanziert: „Austria Pet Food wächst auch im Jahr 2019 sehr gut. Der Umsatz wird um circa zwölf Prozent wachsen.“ Als Grund für die Steigerung nennt Berghofer vor allem das Exportgeschäft. Nicht nur in Europa konnte man zulegen, sondern jetzt ist man ebenfalls auf einem anderen Kontinent vertreten: Seit diesem Jahr werden die Produkte aus Pöttelsdorf auch nach Nigeria geliefert. Das ist eine äußerst flinke Expansion – das Unternehmen wurde schließlich erst vor sechs Jahren gegründet. „Das Ergebnis 2019 zeigt abermals, dass sich Austria Pet Food seit 2013 ganz hervorragend entwickelt hat. Seit damals wurde der Umsatz von 1,6 Millionen Euro auf knapp 32 Millionen Euro gepusht“, berichtet Berghofer stolz.

Wie es im nächsten Jahr aussieht, ist ungewiss, denn den Tiernahrungsherstellern droht Ungemach: Die Afrikanische Schweinepest verbreitet sich derzeit und treibt damit auch die Rohstoffpreise. Berghofer: „Auf den Beschaffungsmärkten ist das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in vielen Ländern Mittel- und Osteuropas, aber auch der massive Befall in China, eine deutliche Herausforderung. Bei der gleichzeitig nach wie vor sehr hohen Wettbewerbsintensität am Absatzmarkt in ganz Europa wird diese Thematik uns als Hersteller auch weiterhin beschäftigen.“

Mein Verwandter Hasso

Aber das macht den Geschäftsführer nicht bange: Sein Unternehmen sei gut aufgestellt – auch weil dem Sortiment das derzeitige Konsumverhalten in die Karten spiele: „Ernährungskonzepte, die den Menschen bei ihrer eigenen Ernährung wichtig sind, stehen auch für ihre Haustiere sehr im Trend. Die Entwicklung in der Heimtiernahrung geht eindeutig in Richtung höherwertige Ernährung. Unsere Range von getreide- und zuckerfreien Produkten und jene für ernährungssensible Tiere bedient genau diese Anforderungen des Markts.“

Aber man kommt ohnehin in diesem Segment nicht so leicht in Turbulenzen, beruhigt Hermann Aigner, Geschäftsführer von Fressnapf Österreich: „Der Tierproduktehandel hat sich bislang als relativ krisenresistent erwiesen. Die Umsätze sind jedes Jahr zwei bis drei Prozent gewachsen. Die Branche war in Boomzeiten der Gesamtwirtschaft nie der große Gewinner und in Krisen nie der große Verlierer.“ Das Haustier sei eben längst zum Familienmitglied geworden und deshalb spare man im Zweifelsfall woanders. Sein Unternehmen selbst kann sich daher nicht beklagen: Aigner rechnet heuer mit einem Umsatz von circa 150 Millionen Euro – das ist eine Steigerung von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr: „Wir werden 2019 ein überaus positives Ergebnis haben. Das ist aus unserer Sicht aber keine Selbstverständlichkeit – wir haben letztes Jahr die Preise reduziert.“

Hybride Verbraucher

Fressnapf hat nämlich Ende 2018 seinen eigenen Onlineshop gestartet und im Blick darauf eine Preisanpassung vorgenommen. Den digitalen Markt können eben auch die Tierproduktehändler nicht aus den Augen lassen: „Das Onlinegeschäft ist natürlich eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Die hybriden Kunden, die im Netz und im Geschäft einkaufen, werden immer mehr. Der Verbraucher ist flexibler geworden und wechselt öfter den Einkaufsort. Das ist eine Herausforderung fürs stationäre Geschäft. Aber solange man dem Verbraucher vernünftige Services, Produkte und Preise anbietet, werden wir immer eine Anlaufstelle für ihn bleiben.“ Und davon gibt es bei Fressnapf hierzulande einige: Aigner sieht Fressnapf mit den derzeitigen 133 Filialen in Österreich gut aufgestellt und hat derzeit nicht vor, diesen Komplex groß auszubauen: „Es gibt zwar noch den einen oder anderen weißen Fleck, aber die große Expansionswelle ist vorbei.“

Die Nummer zwei auf dem Markt dagegen will natürlich aufholen und hat daher noch zu tun: Das Futterhaus baut sein Filialnetz weiter aus. Im zehnten Geschäftsjahr wurden drei weitere Filialen eröffnet und damit zählt man einschließlich Franchisepartnern derzeit 42 Geschäfte. „Das Futterhaus hat sich hervorragend entwickelt“, freut sich Geschäftsführer Norbert Steinwidder. Dabei soll es aber nicht bleiben, sondern man möchte sich weiter vergrößern. 2020 sind drei Filialeröffnungen in der Steiermark und im Burgenland geplant, danach wolle man die nächsten Schritte in Westösterreich machen.

Let me entertain you

Heuer erwarte man ein Umsatzplus von vier Prozent – auch für 2020 verspricht sich Steinwidder eine Umsatzsteigerung. Der Erfolg komme aber nicht von allein, gerade digital wird zunehmend Wasser abgegraben: „Der Onlinehandel verschärft die Preissituation. Die Mobilität der Kunden lässt auf der einen Seite neue Marktmodelle zu, der stationäre Handel muss sich daher aber auch auf alle möglichen Servicemodelle und noch mehr Erlebniseinkauf ausrichten.“

Kunden wollen eben im Geschäft nicht nur dumpf konsumieren, sondern auch unterhalten sein und dazu gehört ein sich ständig veränderndes Sortiment, bei dem vor allem die Tiernahrung regelmäßig andere Formen anstimmt: „Im Produktbereich gibt es immer wieder neue Sachen – etwa Intelligenzspielzeuge, GPS-Tracker oder orthopädische Betten. Die wesentlichen Innovationen kommen aber eher aus dem Futterbereich und sind getragen von der Lebensmittelindustrie, wie zum Beispiel Bioprodukte oder Insektenfutter.“ Es soll Bello und Miezi aber nicht nur schmecken, vor allem sollen sie gesund bleiben und daher machen sich inzwischen gleiche Ernährungsmuster wie beim Besitzer bemerkbar: „Tierärzte melden eine steigende Zahl an Hunden, die ebenfalls an einer sogenannten Zöliakie leiden“, verrät Steinwidder. „Nicht nur Menschen können von Glutenunverträglichkeiten betroffen sein. Häufig reichen schon kleine Mengen an Gluten, um bei Hunden mit einer Unverträglichkeit unangenehme Symptome auszulösen.“ Hund und Herrchen werden sich mit der Zeit eben immer ähnlicher.