Tiefkühlprodukte

Kalter Markt

Ein Artikel von Johannes Lau | 22.02.2022 - 11:49
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Im trägen Lockdown-Leben machten es sich viele nicht nur auf der Couch, sondern auch in der Küche bequem: Tiefkühlprodukte boomten im Jahr, als Corona kam. 2021 hat aber dank der Impfung der lange Weg zurück in die alte Normalität begonnen. Daher überrascht es nicht, dass die Produzenten von rückläufigen Zahlen berichten: „Der Tiefkühlpizza- und Snacks-Markt hat im Jahr 2021 gegenüber dem außergewöhnlich starken Corona-Jahr 2020 leicht verloren“, sagt Manfred Reichmann, Geschäftsführer von Dr. Oetker Österreich. „Dies lag wahrscheinlich auch daran, dass die Lockdown-Phasen 2021 nicht mehr so hohe Ausschläge bei den Absätzen verzeichnen konnten, wie es im Jahr 2020 der Fall war.“ Dennoch sei das zurückliegende Jahr für das Unternehmen ein sehr positives gewesen. Die klare Marktführerschaft im Bereich Tiefkühlpizza/-Snacks wurde verteidigt und soll auch heuer gehalten werden. Jedoch ist nicht alles eitel Sonnenschein im frostigen Geschäft – der Druck wächst zunehmend: „Die größten Herausforderungen innerhalb der Kategorie liegen in den geringer werdenden Regalflächen am Point of Sale, dem hohen Promotionniveau sowie der hohen Sättigung des Marktes, wodurch Wettbewerb vor allem über Verdrängung erfolgt. Die Zunahme von Private-Label-Angeboten intensiviert das Gedränge um die Regalplätze zusätzlich.“

Auch Iglo-Geschäftsführer Markus Fahrnberger-Schweizer vermeldet einen leichten Rückgang: „Nach einem Rekordjahr 2020, in dem Iglo mit 20 Prozent gewachsen ist, bestand die Herausforderung für 2021, dieses Wachstum zu halten. Das ist uns gut gelungen. So starke Ausschläge wie 2020 gab es aber nicht mehr.“ Zwar sei der Umsatz mit minus 1,7 Prozent leicht unter dem des Vorjahres gewesen, weil aber mancher Mitbewerber mehr Federn lassen musste, hatte das auch einen positiven Nebeneffekt: „Da der Gesamtmarkt stärker rückläufig war, konnten wir unseren Marktanteil auf 38,7 Prozent ausbauen.“ Tiefkühlprodukte bleiben also im Trend: „Das starke Wachstum aus 2020 ist nachhaltig. Konsumentinnen und Konsumenten, die die Tiefkühlung und die damit verbundenen Vorteile für sich entdeckt haben, konnten wir auch 2021 weitgehend an unsere Marke binden.“

Klassiker und Alternativen
Zuwächse verzeichnet Iglo vor allem in den Kernsegmenten Fisch und Gemüse. Bestseller blieben die klassischen Fischstäbchen, aber auch neue Ernährungsweisen bediene man: „Green Cuisine ist eine unserer wichtigsten Innovationsplattformen derzeit. Wir haben mittlerweile sieben Fleischalternativen sowie sechs vegetarische Gemüselaibchen im Sortiment.“ Solche Waren werden nämlich auch in tiefgekühlter Form derzeit besonders nachgefragt: Hier seien Wachstumsraten von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet worden. Trotzdem bedient Iglo aber weiterhin ebenso traditionelle Geschmäcker: „Natürlich liegt unser Fokus auch auf unseren anderen Segmenten, etwa im Bereich Mahlzeiten, wo wir zum Beispiel unseren Klassiker, den Schweinsbraten, wieder aufleben lassen.“

Dass die Klassenbesten bislang so gut durch die Krise gekommen sind, liegt wohl auch daran, dass sie vor allem den Privatkonsum bedienen. Wessen Geschäft aber eng mit der Gastronomie verwoben ist, hatte es in der jüngeren Vergangenheit dagegen schwerer – etwa 11er: „Die letzten zwei Jahre waren für 11er durchwachsen“, räumt Geschäftsführer Thomas Schwarz ein. „Der ständige Wechsel zwischen Lockdowns und Öffnungen der Gas­tronomie hat uns sehr gefordert, denn immer wieder ist unser fundamentales Standbein der Gastronomie von heute auf morgen komplett weggebrochen. Nichtdestotrotz können wir in Summe mit dem Jahr 2021 zufrieden sein.“ Durch die Schließung der Gastronomie erlebte der Absatz im Einzelhandel zwar einen Aufschwung, aber ein kompletter Ausgleich zwischen Einzelhandel und Gastronomie war nicht möglich. Derzeit treiben Schwarz jedoch vor allem die durch die Pandemie erzeugten Preissteigerungen um, die sich erstmals im Frühjahr 2021 bemerkbar gemacht und gegen Jahresende intensiviert haben. Und ein Ende sei derzeit nicht in Sicht: „Wir haben aktuell eine Situation, die es in den letzten Jahrzehnten so kaum einmal gegeben hat. Aber da müssen wir jetzt durch und das Beste daraus machen. 2022 wird eine Herausforderung, da die Preiserhöhungen unserer Lieferanten fast im Minutentakt eintreffen – teils in ungeahnten Höhen und teilweise kaum bis nicht nachvollziehbar. Da sind wir, wie vermutlich alle anderen Hersteller, gefordert, sicherzustellen, dass überhaupt weiter produziert werden kann.“ Dieser Situation stelle man sich aber – schließlich sei die Nachfrage an 11er-Produkten ungebrochen. „Es ist für viele unserer Kunden momentan schwierig bis fast unmöglich, den Bedarf und die Nachfrage zu planen. Das führt dazu, dass wir als Lieferant auch sehr kurzfristig reagieren müssen, um nicht zu viel und auch nicht zu wenig Ware am Lager zu haben. Trotz alledem ist unser Anspruch, so effizient wie möglich zu produzieren. Diese Situation und Herausforderungen betreffen aber fast alle Unternehmen.“

Stark wetterabhängig
Verluste in der Gastronomie musste auch Froneri verzeichnen: „Unsere Außer-Haus-Sparte hat wie die gesamte Gastronomie natürlich unter der Pandemie gelitten, insbesondere während der Lockdown-Phasen“, erzählt Marketing- und Verkaufsleiterin Eva Nikendei. Aber jede Medaille habe bekanntlich zwei Seiten: „Im Retail-Bereich konnten wir dagegen teils starke Zuwächse verzeichnen.“ Damit war es dann unter dem Strich trotzdem ein gutes Geschäftsjahr: „Unsere Bilanz fällt gut aus, wir konnten 2021 positiv abschließen. Per Kalenderwoche 52 lag unser Plus bei 3,4 Prozent. Betrachten wir das Ganze ohne Hard-Diskonter, konnten wir sogar um 8,5 Prozent zulegen. Damit sind wir über dem Markt gewachsen.“ Und an dieses gute Ergebnis will Nikendei anschließen: „2022 möchten wir zweistellig zulegen. Ein ehrgeiziges, aber durchaus realistisches Ziel. Schließlich sind wir in den vergangenen Jahren nachhaltig gewachsen.“ Sicher sein könne man sich aber nicht, da das Eisgeschäft besonders volatil ist: „Als stark saisonales Produkt ist Eis sehr von der Wetterlage abhängig. Das haben wir erst 2021 wieder erfahren, als der Eisverbrauch während des doch eher unbeständigen Sommers deutlich zurückgegangen ist. Umgekehrt kann es während der Saison aber genauso zu teils extremen Peaks kommen. Die Rotation wird dann sehr hoch, was immer wieder zu Stock-out-Situationen im Handel führt. Hersteller sind zwar lieferfähig, doch das Nachbestellen und Verräumen der Ware ist ein regelrechtes Nadelöhr. Um solche Situationen zu vermeiden, wünschen sich sicherlich alle Hersteller während der Saison mehr Regalfläche.“ Da die aber Mangelware ist, wird es wohl auch heuer im Kühlregal ein großes Gerangel geben.