Spar

Die TANNE fliegt den MITBEWERBERN davon

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 29.03.2022 - 08:42
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© Hannes Eisenberger

Das Jahr 2021 war alles andere als ein „normales“ Jahr im österreichischen Lebensmittelhandel. Blickt man auf die Marktentwicklungen im Vorjahr, muss man immer auch das Jahr 2020 mitdenken. Der Kontext ist sozusagen König. Im ersten Pandemiejahr 2020 blieb kein Stein auf dem anderen. Der Gesamtmarkt legte um 10,1 Prozent zu. Spar allein wuchs um sagenhafte 15,6 Prozent. Am Ende des Jahres hatte Spar Rewe überholt und lag bei den Marktanteilen sogar um 1,5 Prozent vorne. Springen wir zwölf Monate in die Zukunft. Das Jahr 2021 brachte dem gesamten Lebensmittelhandel ein knappes Minus von 0,3 Prozent. Klar: Das einmalige Plus von 10,1 Prozent war den besonderen Rahmenbedingungen des ersten Pandemiejahres geschuldet. Eine Wiederholung war immer unwahrscheinlich, wenn nicht sogar unmöglich. Dass der Gesamtmarkt überhaupt gehalten werden konnte, erscheint im Nachhinein schon fast wie ein kleines Wunder. Während also Ende 2021 eine mehr oder weniger schwarze Null zu Buche stand stand, verzeichnete Spar im LEH ein Umsatzplus von 3,9 Prozent. Insgesamt setzte das Unternehmen in Österreich im Vorjahr 8,63 Milliarden Euro um. Das schlug sich auch in den Marktanteilen nieder. Spar beendete das Jahr 2021 mit einem Marktanteil von 36,0 Prozent. Verfolger Rewe kam auf 33,9 Prozent. Ganze 2,1 Prozentpunkte trennten die beiden Rivalen bereits. Zum Vergleich: Ein Jahr davor, also Ende 2020, hatte Spar bei den Marktanteilen noch 34,6 Prozent und Rewe 33,3 Prozent erreicht. Der Abstand zwischen den beiden größten Marktteilnehmern hat sich also von 1,3 auf 2,1 Prozentpunkte erhöht.

Die Verwandlung der Märkte
Insgesamt gibt es in Österreich aktuell 1.443 Spar- und Eurospar-Märkte, 69 Interspar-Hypermärkte und sieben Maximärkte. 692 dieser Standorte werden von selbstständigen Kaufleuten betrieben. Zusätzlich betreibt Interspar 59 Restaurantbetriebe. Rund 50 Märkte wurden 2021 neu eröffnet und über 90 einer Modernisierung unterzogen. Die wohl spektakulärste Neueröffnung war vermutlich die des mondänen Interspar-Marktes am Schottentor in der Wiener City. Gerade beim Thema Expansion hat Spar eine originelle Variante entwickelt: das Marken-Upgrading. Immer mehr Spar-Märkte werden zu Eurospar-Märkten vergrößert. Eurospar-Märkte hingen verwandeln sich immer öfter zu Interspar-Hypermärkten. Insgesamt fast 70 ehemalige Spar-Filialen wurden inzwischen schon auf diese Weise auffrisiert. Auch der Abtausch von Eurospar auf Interspar geht munter vo­ran. Im oberösterreichischen Perg wurde ein Eurospar-Markt zu einem Interspar erweitert. Die Eröffnung fand im März 2021 statt. Ein vergleichbares Projekt entsteht derzeit im burgenländischen Gänserndorf, Der seit 26 Jahren bestehende Eurospar-Markt wird durch einen Interspar-Hypermarkt ersetzt, Baubeginn war Ende Februar 2022. Die Eröffnung ist für 2023 geplant. Auch im südsteirischen Leibnitz wird noch in der ersten Jahreshälfte der Baubeginn für einen neuen Interspar erwartet, der den bestehenden Eurospar ersetzen wird.

Expansion im Ausland
Spar ist bekanntlich nicht nur ein österreichisches, sondern ein mitteleuropäisches Unternehmen. Und das Auslandsgeschäft hat sich im Vorjahr noch besser entwickelt als die Umsätze auf dem Heimatmarkt. In Norditalien, Slowenien, Ungarn und Kroatien erwirtschaftete das Unternehmen einen Gesamtumsatz von 6,45 Milliarden Euro, was einem wechselkursbereinigten Plus gegenüber dem Jahr davor von 4,9 Prozent entspricht. Die Spar-Organisationen sind dabei in allen Ländern unter den Top 3 auf dem jeweiligen Markt; in zwei Regionen in Italien – Friaul und Südtirol-Trentino – hält Spar sogar die Marktführerschaft. Auch im Ausland standen die Zeichen im Vorjahr auf Expansion. So wuchs die Anzahl der Interspar-Standorte außerhalb Österreichs auf 112, die Anzahl der Spar-Standorte legte ebenfalls kräftig zu und beträgt nun 1.325. Die Schwerpunkte der Expansion liegen aktuell in Kroatien und Norditalien. In Castel San Pietro Terme wurde im Vorjahr ein neues Regionallager für die Emilia-Romagna in Betrieb genommen. In Kroatien entsteht ebenfalls ein neues Zentrallager. Ungarn bleibt weiterhin ein Sorgenkind des Unternehmens. Das hat aber weniger wirtschaftliche, sondern vor allem politische Ursachen. Regierungschef Viktor Orban verfolgt eine streng nationalistische Wirtschaftspolitik und legt ausländischen Unternehmen massive Steine in den Weg. Unter anderem müssen nichtungarische Unternehmen eine hohe Sondersteuer abführen.

Online, Bio, Veggie, Premium, S-Budget
In Ungarn, Slowenien und Österreich unterhält Spar auch Lebensmittel-Onlineshops, bei denen die Umsätze im Vorjahr erneut gestiegen sind: In Slowenien verzeichnet das Unternehmen ein Online-Umsatzplus von 60 Prozent, in Ungarn von 16 Prozent. In Österreich erreichten die Lebensmittel-Onlineshops weinwelt.at und interspar.at ein Umsatzplus von zehn Prozent. Beim Sortiment in Österreich sticht sofort die Entwicklung der Bio-Produkte ins Auge. 150 neue Produkte und ein Umsatzplus von zwölf Prozent verzeichnete die Bio-Linie SPAR Natur*pur im Jahr 2021. Der Anteil aller Bio-Produkte am Spar-Gesamtumsatz liegt in Österreich bereits bei zwölf Prozent. Auch die Anzahl und der Umsatz der vegetarischen und veganen Produkte steigen: Hier bietet Spar mittlerweile über 2.500 verschiedene Produkte an. Die Eigenmarke Spar Veggie verzeichnet ein Umsatzplus von acht Prozent. Zudem wurden im Vorjahr 40 neue Produkte der High-End-Marke Spar Premium eingeführt. Der Umsatzzuwachs der Premium-Produkte belief sich auf zehn Prozent. Die Preiseinstiegsmarke S-Budget wurde im Vorjahr um fast 100 neue Produkte erweitert und umfasst aktuell 860 Produkte. Eine Zuwachsrate wurde vom Konzern für dieses Sortiment nicht veröffentlicht.

Deutlich stärker als das LEH-Geschäft hat sich im Vorjahr das Shopping-Center-Business entwickelt. Der Gesamt-Verkaufsumsatz der Shoppartner in den Shopping Centern der SES belief sich 2021 auf 2,64 Milliarden Euro, was eine Steigerung von 7,6 Prozent zum Jahr davor bedeutet. Spar managt über SES Spar European Shopping Centers 30 Einkaufszentren mit einer verpachtbaren Gesamtfläche von 830.000 Quadratmetern in Österreich, Slowenien, Italien, Ungarn, Tschechien und Kroatien. Allein in Österreich eröffneten in den vergangenen beiden Jahren über 70 neue Shops in den Malls der SES.

Hervis stark gewachsen
Sehen lassen kann sich auch die Entwicklung beim hauseigenen Sporthändler Hervis. Die Anzahl der Stores wuchs im Vorjahr von 234 auf 246. In Österreich betreibt Spar aktuell 106 Hervis-Standorte. Außerhalb von Österreich sind es 140. Davon gibt es die meisten Hervis-Filialen in Rumänien (44) und Ungarn (33). Der Gesamtverkaufsumsatz belief sich auf 540 Millionen Euro, was einem Umsatzplus von 14,7 Prozent entspricht.

Die gute Entwicklung der einzelnen Geschäftsfelder schlägt sich auch aufs Konzernergebnis nieder. Der konsolidierte Konzern-Nettoumsatz der Spar Holding AG stieg um 4,1 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Ertragssteuern (EBT) betrug über 334 Millionen Euro. Das entspricht einer EBT-Marge von 2,6 Prozent. Die Eigenkapitalquote konnte erneut erhöht werden und beträgt nun 37,8 Prozent.

Wo aber sieht die Spar-Geschäftsführung die Gründe für die positiven Entwicklungen des Konzerns? Und was plant das Unternehmen für 2022? Blättern Sie um und lesen Sie dazu mein Interview mit Fritz Poppmeier, dem Vorstandsvorsitzenden von Spar.