dm Drogeriemarkt

Erfolg trotz Gegenwind

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 16.11.2021 - 09:34
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© Hannes Eisenberger

Seit eineinhalb Jahren hält die Corona-Pandemie Österreich fest im Griff. Während der LEH in dieser schwierigen Zeit stark zulegen konnte,  hat der DFH zu kämpfen. Das bekommt auch Marktführer dm zu spüren, der dieser Tage die Jahreszahlen für sein Geschäftsjahr 2020/2021 vorgelegt hat. Um die folgenden Zahlen richtig kontextualisieren zu können, muss man wissen, dass ein dm-Geschäftsjahr jeweils von September bis September läuft. Das bedeutet, dass in die nun veröffentlichten Zahlen mehrere Monate Lockdown im Herbst 2020 und im Frühling 2021 hineinfallen. Und das bedeutet auch, dass sich die Corona-Krise quasi mit einem Jahr Verspätung in der dm-Bilanz niedergeschlagen hat. Unter anderem mussten 155 Friseurstudios und 107 Kosmetikstudios geschlossen halten. Und: Das Kaufverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten hat sich in der Pandemie verändert. Der Trend zum One-Stop-Shopping ist heute deutlich stärker als vor Corona. Will heißen: Immer mehr Menschen kauften das, was sie früher im Drogeriemarkt kauften, gleich im Supermarkt mit. Interspar etwa konnte mit seinem breiten Non-Food- und Körperpflege-Sortiment den Rahm abschöpfen. 
Zieht man all diese Faktoren in Betracht, muss man sagen, dass sich dm im nun abgelaufenen Geschäftsjahr extrem gut geschlagen hat. Mit einem Plus von 2,4 Prozent überschritt der Umsatz von dm in Österreich erstmals knapp die Schwelle von einer Milliarde Euro. Exakt 1,003 Milliarden Euro setzte das Unternehmen hierzulande 2020/2021 um. „Die sehr erfolgreiche Entwicklung gibt uns die Möglichkeit, verstärkt in die Attraktivierung unseres Angebots zu investieren – nämlich in das beste Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem Markt und in die Weiterentwicklung unserer Standorte sowie Serviceleistungen“, resümiert Martin Engelmann, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung.

Europageschäft wächst stark
Deutlich besser als das Geschäft in Österreich entwickeln sich die von Salzburg aus koordinierten verbundenen Länder. Dazu zählen neben Österreich Tschechien, Ungarn, die Slowakei, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Rumänien, Bulgarien, Nordmazedonien und Italien. Nach einem Zuwachs von 8,4 Prozent liegt der Umsatz im Geschäftsjahr 2020/21 bei 3,227 Milliarden Euro. Nicht wechselkursbereinigt beträgt das Plus sogar 8,8 Prozent. Wie man es auch rechnet – unterm Strich konnte dm damit in den verbundenen Ländern erstmals die magische Umsatzgrenze von drei Milliarden Euro durchbrechen. In Österreich und den verbundenen Ländern arbeiten für dm aktuell 23.413 Menschen – um 1.243 mehr als noch im Jahr davor.  Insgesamt betreibt das Unternehmen in den zwölf Ländern 1.793 Filialen. Das sind um 52 mehr als noch vor zwölf Monaten. Und: Der dm-Länderverbund bekommt Zuwachs: Mit der geplanten Eröffnung von Filialen in Polen wird sich das Verbreitungsgebiet in den kommenden Monaten auf 14 Länder erweitern.

155 Millionen Euro an Investitionen
Apropos verbundene Länder: Weiterhin hoch bleibt das Niveau der Investitionen in die Ländergruppe. Rund 114 Millionen Euro wurden im zurückliegenden Geschäftsjahr in die Weiterentwicklung der Läden, der Logistik und der IT-Infrastruktur investiert. Für das neue Geschäftsjahr 2021/22 ist ein Rahmen von insgesamt 155 Millionen Euro vorgesehen. Davon sollen allein 130 Millionen Euro für die Weiterentwicklung und Erneuerung des Ladennetzes lockergemacht werden. Rund ein Drittel des gesamten Betrags, nämlich 54 Millionen Euro, werden heuer in Österreich investiert. Diese sollen vor allem in die „Weiterentwicklung der dm-typischen Einkaufsatmosphäre“ fließen, wie es von der dm-Geschäftsführung formuliert wird. Auch sollen in den kommenden Jahren elf Millionen Euro in die Erneuerung des  Verteilzentrums in Enns fließen. Mit Stichtag 30. September 2021 unterhielt dm in Österreich 386 Märkte. Während also die Anzahl der Geschäfte im Jahresvergleich unverändert blieb, stieg die Gesamtverkaufsfläche in den letzten zwölf Monaten um 2,2 Prozent auf 176.199 Quadratmeter.
Auch produktseitig gibt es in Österreich Neuigkeiten: Mit dem Launch der neuen dm-Marke Ivorell bringt dm seine erste eigene Getränkemarke auf den Markt. Vorerst sind Mineralwässer in den Filialen gelistet, weitere Produkte wie Bio-Sirupe, ein CO2-Tauschzylinder, ein passender Wassersprudler sowie Tritanflaschen folgen nach beziehungsweise werden exklusiv auf dm.at erhältlich sein. Und mit der neuen dm-Eigenmarke Legstra bringt das Unternehmen ab sofort Socken, Kniestrümpfe und Strumpfhosen aus Cellulosefasern und Recycling-Garnen auf den Markt.

Online, Deutschland
Weil zu Beginn vom veränderten Konsumverhalten während der Pandemie die Rede war: Eine dieser Veränderungen spielte dm in die Hände, nämlich der stark angestiegene Trend zum Online-Shopping. Die Drogeriekette konnte im nun abgelaufenen Geschäftsjahr zweistellige Zuwachsraten im Onlineshop dm.at verzeichnen. Die gute Entwicklung im Onlinegeschäft dürfte europaweit dazu geführt haben, dass der Umsatz der Drogeriemarktkette in Europa inklusive Deutschland im Geschäftsjahr 2020/2021 im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent auf rund 12,3 Milliarden Euro gestiegen ist. Auf dem Heimatmarkt Deutschland konnte das Unternehmen übrigens auch zulegen, nämlich von 8,541 auf 9,038 Milliarden Euro. Die erfreuliche Konzernentwicklung ist auch der Verdienst von Christoph Werner, dem Sohn von Unternehmensgründer Götz Werner. Der Sohn hatte das Unternehmen Ende 2019 übernommen, also wenige Wochen vor Ausbruch der Pandemie. Im Rückblick gab es wohl kaum einen ungünstigeren Zeitpunkt, um den Drogerieriesen zu übernehmen. Aber man wächst bekanntlich mit der Aufgabe. Und genau das dürfte Christoph Werner gelungen sein. Zumindest legen es die Jahreszahlen für 2020/21 nahe.