COVERSTORY - KEYACCOUNT 16/2020

Transgourmet und die stürmischen Zeiten

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 04.09.2020 - 10:06
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Thomas Panholzer © Transgourmet

Die Gastronomie hat in Zeiten von Corona schwer zu kämpfen. Das trifft natürlich auch den Gastrogroßhandel. KEYaccount sprach mit Transgourmet-Geschäftsführer Thomas Panholzer über schwierige Monate, Umsatzrückgänge, neue Strategien und darüber, wie sich das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden
in der Krise geändert hat.

KEYaccount: Durch Covid fiel die Gastronomie in Österreich mehrere Monate völlig aus. Die Nachtgastronomie und die Event-Gastronomie sind immer noch stark eingeschränkt. Wie hoch waren Ihre Umsatzeinbußen im heurigen Jahr?
Thomas Panholzer: Wir liegen im Vergleich zum Vorjahr aktuell etwa bei minus 25 Prozent. Dabei waren die ersten beiden Monate des Jahres überdurchschnittlich gut. Dann kam der Lockdown. Am Höhepunkt der Krise hatten wir einen Umsatzrückgang von minus 70 Prozent. In den vergangenen Monaten ging es jeweils um zwei, drei Prozent aufwärts. Der August war um circa 15 Prozent schwächer als im Vorjahr. Wir erwarten aber eine weitere Verbesserung in den kommenden Monaten.
 
Sie haben Ihre Gastrogroßmärkte in der Krise auch für „normale“ Kundinnen und Kunden geöffnet. Wie gut wurde dieses Angebot von der Bevölkerung angenommen?
An dem Tag, an dem die Gastronomie wieder aufsperren durfte, haben wir die Öffnung für Privatpersonen wieder gestoppt. Wobei ich sagen muss, dass dieses Geschäft für uns nur ein Tropfen auf dem heißen Stein war. Da ging es eher darum, dass wir unseren Beitrag dazu geleistet haben, dass die Versorgungssicherheit in den ersten kritischen Wochen der Krise gewährleistet blieb. Ein großes Geschäft war das nicht. Man darf ja nicht vergessen, dass wir zu 100 Prozent auf die Gastronomie ausgerichtet sind und unser Sortiment nicht auf die Bedürfnisse der Letztverbraucher zugeschnitten ist.

Wie haben Sie Ihre schwer gebeutelten Kundinnen und Kunden aus der Gastronomie während der Krise unterstützt?
Wir wollten keine großen Millionenzahlen in der Presse propagieren, wie das der eine oder andere Mitbewerber gemacht hat. Wir wollten stattdessen individuell und zielgerichtet helfen. Das haben wir dann auch gemacht: Wir haben Anfragen zu Stundungen und Kreditvereinbarungen bekommen. Das hielt sich aber alles in einem vernünftigen Rahmen. Wir konnten uns mit jedem Kunden gut einigen. Erstaunlicherweise ist bis heute kein einziger Kunde in eine Insolvenz geschlittert, mit dem wir eine derartige Vereinbarung getroffen haben. Da muss ich allen Gastronomen großen Respekt zollen.

Sie hatten große Teile Ihrer Belegschaft in Kurzarbeit. Wie sieht die aktuelle Situation aus?
Bei gut einem Drittel der Betriebe in Österreich befindet sich die Belegschaft noch in Kurzarbeit. Das betrifft vor allem den Osten Österreichs. Das hängt damit zusammen, dass viele große Unternehmen im Großraum Wien angesiedelt sind und bei diesen immer noch zum Teil Home-Office-Regelungen gelten. Oft sind dadurch die Betriebsküchen in den Kantinen noch gar nicht wieder in Betrieb. Außerdem ist der Tourismus in Wien immer noch massiv beeinträchtigt. Hier beträgt die Auslastung aktuell zwischen zehn und 30 Prozent. Und die Groß-Events in der Bundeshauptstadt fehlen natürlich auch. Das trifft uns als Zulieferbetrieb naturgemäß ebenso massiv.
 
Mussten Sie auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen?
Die Kurzarbeit wird bei uns am 22. September enden – ab 23. September sind wir dann wieder im Vollbetrieb. Wir mussten bisher zum Glück keine Kündigungen aussprechen. Es gab aber Abgänge aufgrund der natürlichen Fluktuation, diese Abgänge haben wir bewusst nicht nachbesetzt. Natürlich haben wir auch den Abbau von Urlaub- und Zeitsalden forciert. Aber der September wird für uns entscheidend sein. Vieles wird auch bei uns davon abhängen, ob die Industriebetriebe im September ihre Großkantinen wieder hochfahren.

Wie hat sich die Corona-Krise auf das Kaufverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten ausgewirkt?
Die Gastronomie hat sich natürlich angepasst und versucht nun, noch effizienter als bisher zu arbeiten. Auf der einen Seite werden hochwertige Convenience-Produkte verstärkt nachgefragt, auf der anderen Seite werden mehr frische, heimische und auch regionale Produkte gekauft. Produktauszeichnungen und Herkunftsangaben werden dadurch immer wichtiger.

Haben Sie in diesem Zusammenhang auch Änderungen im Transgourmet-Sortiment vorgenommen?
Ja, die gibt es. So haben wir etwa unsere gesamte Hygiene-Range massiv ausgebaut, also zum Beispiel Masken und Desinfektionsmittel. Takeaway- und Einwegverpackungen sind zudem stärker im Sortiment vertreten. Außerdem haben wir den Anteil an österreichischen Produkten im Sortiment erhöht. Und im Bereich Frischfleisch bieten wir verstärkt Kleinpackungen an.

Apropos Fleisch: Die Fleischproduktion ist im Zuge von Covid-19 stark in die Kritik geraten? Was tun Sie, um die Gastronomie sicher mit hochwertigem Fleisch zu versorgen?
Bei Fleisch sind wir im Bio-Bereich in den letzten Jahren sehr stark gewachsen. Wir haben zudem langfristige und ausgezeichnete Kooperationen mit unseren Lieferanten, etwa mit Sonnberg. Zudem verfügen wir über ein klares internes Regelwerk zum Thema Tierwohl. Wir sind hier also sehr gut aufgestellt, werden das Thema künftig aber noch stärker in den Fokus rücken.

Wo sehen Sie die großen Gastro-Trends im Sortiment für die kommenden Jahre?
Wir gehen davon aus, dass sich die nachhaltigen Trends stark weiterentwickeln werden. Also Produkte aus Österreich werden weiterhin stark nachgefragt werden. Auch Premium-Convenience wird in der Gastronomie an Bedeutung gewinnen, also hochwertige Produkte, die der Gastronom weiterverarbeiten und individuell verfeinern kann.

Sie haben in Graz gerade Ihren City-Markt nach einem Großumbau geöffnet. Wie sieht es mit weiteren Umbauten oder neuen Standorten in den kommenden Jahren aus?
Die Pläne hängen immer mit der Frage zusammen, ob wir die entsprechenden Genehmigungen bekommen. Aktuell sieht es in Zell am See sehr gut aus. Dort werden wir nächstes Jahr zu bauen beginnen. Außerdem werden wir 2021 unseren Standort in Salzburg massiv erneuern. Das sind die beiden Großprojekte für das kommende Jahr.
 
Im Vorjahr konnten Sie beim Nettoumsatz um knapp zehn Prozent zulegen. Das ist heuer angesichts der Umstände wahrscheinlich unrealistisch. Trauen Sie sich eine Prognose für das Gesamtjahr 2020 und einen Ausblick für 2021 zu?
Wie anfangs erwähnt halten wir aktuell bei einem Minus von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir das Jahr mit einem Minus von 20 Prozent beenden werden. Im kommenden Jahr soll das Minus dann zwischen fünf und 7,5 Prozent im Vergleich zu 2019 liegen. Das würde eine Steigerung im Vergleich zum leidigen Jahr 2020 in der Höhe von zehn Prozent bedeuten.