Cover-Story Keyaccount 23-24/2019

Eine schöne Bescherung

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 18.12.2019 - 07:00
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© Illustration: Hannes Eisenberger

Besser als gedacht: So kann man die vorweihnachtliche Situation im Lebensmittelhandel angesichts der aktuellen Wachstumszahlen beschreiben. Die Branche legte in Österreich um 2,2 Prozent zu und konnte auch real, also inflationsbereinigt, wachsen. Wie schon in den Jahren zuvor, konnte die Spar-Gruppe auch heuer wieder besonders stark wachsen.

Noch vor sechs Monaten titelte KEYaccount: Der LEH kommt nicht von der Stelle. Nach sechs Monaten stand ein Plus von 1,7 Prozent zu Buche. Auf den ersten Blick gar nicht mal schlecht, aber da wäre das „aber“. Die Zuwächse wurden von der Inflationsrate für Lebensmittel aufgefressen. Entsprechend mager war die Halbjahresbilanz: Über ein Nullwachstum konnte sich nun wirklich niemand in der Branche richtig freuen. Weil aber auf den Regen zumeist der Sonnenschein folgt, ist die Stimmung ein paar Monate später gleich ganz anders. KEYaccount liegen die Nielsen-Zahlen bis einschließlich Oktober vor und die können sich durchaus sehen lassen. Nach zehn Monaten hält der LEH inklusive Diskonter in Österreich bei einem Plus von 2,2 Prozent. Die Teuerungsrate bei Lebensmitteln liegt derweil bei 1,1 Prozent. Sigrid Göttlich, Commercial Director bei Nielsen Österreich und ab Jänner zusätzlich auch für die Schweiz verantwortlich, spricht gegenüber KEYaccount sogar von einem „respektablen Plus“. Das Plus, so Göttlich, sei durchaus auch das Ergebnis eines Mengenwachstums.

Diskonter hinken hinterher

Während sich die Geschicke des Lebensmittelhandels in der zweiten Jahreshälfte wandelten, hat sich eine andere Entwicklung der jüngeren Vergangenheit zuletzt fortgesetzt. Die Vollsortimenter sind in den ersten zehn Monaten erneut dynamischer als die Diskonter gewachsen. Zwar habe sich der Trend ein wenig eingebremst, aber trotzdem: Nach Jahren in der Defensive befindet sich der klassische LEH seit dem Jahr 2018 wieder in der Offensive. Warum das so ist, darüber streiten sich die Experten. Wahrscheinlich gibt es für diese Entwicklung aber verschiedene Gründe. Da wäre zum einen die Hypothese, dass die Diskonter in Österreich ihren Plafond mehr oder weniger erreicht haben. Allein Lidl und Hofer kamen im Vorjahr auf einen gemeinsamen Marktanteil von 27,1 Prozent. Man darf nicht vergessen, dass diese 27,1 Prozent für ein Land mit traditionell eher kleinflächigen Läden schon außergewöhnlich hoch sind. Andere Branchenkenner wiederum wiesen darauf hin, dass die Sortimente der Diskonter jenen der Vollsortimenter bereits ziemlich nahekommen. Das wiederum verwische, so das Argument, das Alleinstellungsmerkmal der Billiganbieter und schärfe indirekt die Profile der Diskonter. Schließlich wäre da noch die starke Performance der Spar-Gruppe in den vergangenen Jahren. Vor allem mit ihrer Wien-Offensive dürfte die Tanne der Billig-Konkurrenz das Leben schwer machen.

Spar rückt Rewe immer näher

Bei manchen Handelsketten hält man sich mit einem Fazit naturgemäß noch zurück. Vor allem auch deshalb, weil das Ergebnis des so wichtigen Weihnachtsgeschäfts noch aussteht. Rewe Group-Sprecher Paul Pöttschacher meint gegenüber KEYaccount, dass man mit dem Geschäftsverlauf bisher zufrieden sei. Ausführlicher äußert man sich beim großen Rivalen. Spar-Chef Gerhard Drexel beziffert den Marktanteil seines Unternehmens mit Ende Oktober mit 32,5 Prozent. Das sind noch einmal 0,6 Prozentpunkte mehr als Ende 2018. „Damit waren wir in den ersten zehn Monaten des Jahres 2019 erneut der klare Wachstumssieger in der Branche“, so Drexel zu KEYaccount. Wenn man von einem aktuellen Rewe-Marktanteil von 34,1 Prozent ausgeht, dann konnte Spar den Abstand auf den Branchenprimus mit Stand Oktober auf nur mehr 1,6 Prozentpunkte verkürzen. Das ist umso beeindruckender, wenn man sich hier die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre ansieht. Ende 2009 betrug der Abstand zwischen Rewe und Spar noch ganze 6,2 Prozentpunkte. Spar hat also innerhalb einer Dekade 4,6 Prozentpunkte auf den Marktführer wettgemacht. In diesem Zusammenhang möchte ich einen Fehler richtigstellen, der in der Coverstory der Ausgabe 22/2019 passiert ist. Hier wurde die Veränderung des Abstands zwischen Rewe und Spar in den 2010er-Jahren wegen eines Tippfehlers falsch angegeben. Das sei hiermit richtiggestellt: Spar konnte in den vergangenen zehn Jahren bei den Marktanteilen 4,6 Prozentpunkte aufholen.

Optimismus für 2020

Wenn man das Plus am Gesamtmarkt von 2,2 Prozent in einen größeren Kontext stellt, dann leuchtet es umso heller. (…)

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