Wien als Wirtschaftsstandort

Wien, Wien, nur du allein

Ein Artikel von Wolfgang Zechner | 30.11.2021 - 11:18
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Auch wenn man in den Bundesländern gerne mal auf die Hauptstadt hinhackt: Wien ist Österreichs wichtigster Wirtschaftsstandort. Mehr noch: In Sachen Wirtschaftsleistung ist Wien eine der erfolgreichsten Städte der Europäischen Union. Von 276 EU-Regionen liegt Wiens Wirtschaftsleistung pro Kopf aktuell auf Platz 18. In Wien erarbeitet ein Fünftel der österreichischen Bevölkerung ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts. Die Produktivität der Beschäftigten liegt 41 Prozent über dem EU-Schnitt. Alle 55 Minuten wird in der Hauptstadt ein neues Unternehmen gegründet. Das schlägt sich natürlich auch auf die Markenartikelindustrie nieder. Denn nicht nur zahllose Start-ups versuchen gerade, ein Stück vom Kuchen abzubekommen, auch zahlreiche Traditionsunternehmen versorgen seit vielen Jahrzehnten von Wien aus Menschen weit über die Stadtgrenzen hinaus mit ihren Produkten. Wer an Wien denkt, denkt zuallererst an Manner. Dabei ist Manner auch heute noch ein urwienerischer Betrieb. In der Zentrale im 17. Gemeindebezirk arbeiten circa 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Gebäude ist das Hauptwerk und die Firmenzentrale der Josef Manner Comp. AG – und zwar seit dem Gründungsjahr. Manner-Waffeln, Kekse, Biskotten und Lebkuchen werden hier immer noch hergestellt. Auch die Schokoladeproduktion für die Manner-Schokoladen und -Kuvertüren sowie Schokolade-Überzugsmassen für diverse Produkte erfolgt hier.

Von Manner bis Ottakringer
Einen ambitionierten Steinwurf von Manner entfernt befindet sich der zweite große börsennotierte Wiener Markenartikler: die Ottakringer Getränke AG. Seit über 180 Jahren wird am Wiener Unternehmensstandort Bier gebraut. Außerdem ist das Unternehmen trotz Börsennotierung fest in heimischer Hand. Die Ottakringer Getränke AG ist nur zu circa sechs Prozent im Streubesitz und zu 88 Prozent im Besitz der Ottakringer Holding AG. Die restlichen sechs Prozent der Anteile hält die Ottakringer Getränke AG selbst. Die Ottakringer Holding AG ist wiederum im Besitz der Familien Wenckheim, Menz, Trauttenberg und Pfusterschmid.

Wiesbauer, Stauf, Schlumberger
Doch den Wirtschaftsstandort Wien schätzen noch weitere Branchengrößen seit jeher: Man denke nur an den Wiener Wurstfa-brikanten Wiesbauer, dessen Zentrale und Produktionsstätte sich im 23. Bezirk befindet. Oder an den Familienbetrieb Johann Staud. Das Unternehmen wurde 1883 in der ungarisch-österreichischen Monarchie als Obst- und Gemüsegroßhandel gegründet und befindet sich heute immer noch am damaligen Unternehmensstandort inmitten des heutigen traditionsreichen Wiener Brunnenmarkts. Eine weitere große Wiener Traditionsmarke ist Schlumberger. Im fernen Jahr 1842 gründete Robert Alwin Schlumberger in Wien die erste Champa-
gnermanufaktur Österreichs. Heute, fast 170 Jahre später, präsentiert sich Schlumberger als hoch diversifizierte Unternehmensgruppe, die Sekt, Spirituosen, Wein, Bier, aber auch alkoholfreie Getränke herstellt, exportiert und importiert.

Hohe Standards
Manche Unternehmen sind zwar streng genommen nicht unbedingt Wiener Ursprungs, sind aber schon so lange in der Donaumetropole tätig, dass sie aus dem Stadtbild kaum mehr wegzudenken sind. Ein Beispiel dafür ist Henkel. Der Wiener Standort des deutschen Konzerns wurde bereits 1927 gegründet. Wien ist für Henkel in Österreich eine starke Homebase. In Erdberg produziert das Unternehmen Flüssigwaschmittel für mehr als 20 Länder, betreibt in Meidling ein Zentrallager für sechs Länder, und unterhält mit der Schwarzkopf-Akademie gegenüber der Oper die größte derartige Ausbildungsstätte des Unternehmens in Europa. Henkel CEE-Sprecher Michael Sgiarovello bringt die Vorteile des Standorts auf den Punkt: „Für Wien spricht der absolut hohe Standard seines Sozial-, Gesundheits- und Sicherheitssystems und nicht zuletzt viele, aufgrund des fantastischen Schul-, Universitäts- und Fachhochschul-Angebots, hochqualifizierte Menschen, die ein Arbeitgeber am Arbeitsmarkt ansprechen kann. Was fehlt: da und dort weniger bürokratische Hürden für Genehmigungen.“