SCHWERPUNKT MOLKEREIPRODUKTE

Milch macht müde Händler munter

Ein Artikel von Johannes Lau | 31.07.2019 - 08:24
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Die Hitze macht nicht nur den Menschen zu schaffen: Auch Tiere leiden unter den hohen Temperaturen. Und wenn sie für die Nahrungsmittelproduktion derartig essentiell sind wie etwa Milchkühe, ist ein extremer Sommer wie im vergangenen Jahr ganz schlecht für das Geschäft: Anfang 2018 waren hierzulande die Milchbauern eigentlich gut gestartet. Laut der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) lag die Anlieferung zu Beginn noch bei zehn Prozent über dem Vorjahreswert. Aber ab dem Sommer machte sich durch die Dürre ein Rückgang bemerkbar, der auch noch heuer in den ersten Monaten anhielt.

Bei der Berglandmilch etwa ist die Anlieferung bislang um zwei Prozent gegenüber den Vorjahreswerten zurückgegangen. „Das erste halbe Jahr war herausfordernd“, berichtet Geschäftsführer Josef Braunshofer. „Wir liegen knapp im Plan und müssen uns anstrengen, um unsere Ziele zu erreichen.“ Auf 2018 blickt er aber zufrieden zurück: Die Gruppe erwirtschaftete einen Gesamtumsatz von knapp 950 Millionen Euro. Um trotz der Rückgänge ein ähnlich gutes Ergebnis zu erzielen, wolle man nun noch stärker überlegen, wie man seine Ressourcen einsetzt: „Wir müssen uns genau ansehen, wohin wir die Rohmilchströme lenken. Auf welche Segmente setzen wir verstärkt, wo nehmen wir uns zurück?“ Da Konsumenten in letzter Zeit vor allem Käse besonders nachfragen, werde man in der zweiten Jahreshälfte in diesem Bereich verstärkt produzieren.

EKG statt Sinus-Kurve

Im Molkereigewerbe fährt man nämlich häufig auf Sicht: Nicht nur die Liefermengen schwanken, auch die Rohstoffpreise erweisen sich als äußerst wankelmütig: Braunshofer: „Die starke Volatilität der Märkte fordert uns sehr, aber damit haben wir jetzt schon rund zehn Jahre zu tun.“ Zusätzliche Bewegung kam zudem 2015 in den Markt, als die EU-Milchquote auslief: Seitdem wird die europäische Milchproduktion nicht mehr gedeckelt, Erzeuger können nun so viel produzieren, wie sie können und wollen. Dadurch, dass die Mengen nun nicht mehr reglementiert werden, gestaltet sich aber auch die Preisentwicklung dynamischer. „Was früher eine Sinus-Kurve war, sieht jetzt aus wie ein EKG“, beschreibt NÖM-Vorstand Alfred Berger die aktuelle Marktsituation. „Die Volatilität ist ein Wahnsinn und wird auch für Profis immer unberechenbarer.“ So verweist Berger auf den Butterpreis, bei dem allein in den letzten zwei Jahren Schwankungen von bis zu 300 Prozent zu sehen waren. „Das macht die Arbeit immer schwieriger. Auch im vorigen Jahr waren die Preisthemen beherrschend. Ich hätte mich lieber mit Konsumenten und Produktinnovationen beschäftigt als mit solchen Angelegenheiten.“

Auch mit dem Jahresabschluss sei er nicht ganz zufrieden: „2018 war ok, aber eher ein Übergangsjahr im Blick auf 2019.“ In Zahlen bedeutet das einen Umsatz von 398 Millionen Euro. Zudem mache das Bauernsterben der hiesigen Produktion zu schaffen: Laut VÖM gaben im letzten Jahr wieder 1.000 Lieferanten auf. Berger verweist zwar darauf, dass in der Vergangenheit durch Investitionen der weiterhin bestehenden Betriebe ein Mengenrückgang aufgefangen werden konnte – seit zwei Jahren zeichne sich aber eine andere Tendenz ab: „Es wird höchstens kompensiert, aber nicht mehr überkompensiert – die Milchmenge ist negativ.“

Christian Leeb, Geschäftsführer von Salzburgmilch, wird da noch deutlicher: „Steigerungen finden meist nur mehr aufgrund von Verdrängung statt – dringend notwendige Preiserhöhungen wurden ignoriert. Das Jahr 2019 hat einen für das erste Halbjahr erstaunlich konstanten Milchpreis ausgewiesen. Leider wurde dieser aber größtenteils nicht verdient. Es wird immer schwieriger, einen Deckungsbeitrag zu erwirtschaften.“ (...)

Den gesamten Artikel finden Sie in der Print-Ausgabe KEYaccount 14-15/2019 vom 31.07.2019.
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